Nachhaltig investieren - Was ist das überhaupt? | FiP.S

Nachhaltig investieren - was ist das eigentlich?

Nachhaltig investieren

Batsman, Bowler, Wicket-Keeper, Fielder & Scorer

Das sind Bezeichnungen für Spieler beim Cricket. Noch nie gehört? Da bist du im deutschsprachigen Raum nicht allein. Doch Cricket ist ein Weltsport. Den 2019er Cricket World Cup haben ca. 2,6 Milliarden Leute gesehen. Mehr Zuseher gab es nur bei Fußballweltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Einzelne Spiele (zum Beispiel Indien vs. Pakistan beim World Cup 2015) sehen sich sogar mehr als eine Milliarde Menschen weltweit an.

Der Cricket-Ball ist üblicherweise dunkelrot und hat einen Kern aus Kork. Aufgrund der Regeln wird im Cricket streng zwischen Bowlen und Werfen unterschieden, denn der Wurfarm darf, sobald er die Höhe der Schulter erreicht hat nicht mehr gestreckt werden. Bist du bereits verwirrt? Also ich schon. Und das ist nur die Regel und das Kriterium für einen einzelnen Bereich des Spiels.

Und genau so geht’s den meisten Menschen wenn’s ums Thema nachhaltig investieren geht

Auch dort gibt es verschiedenste Kriterien und Regeln – vom Ökofonds, zum Nachhaltigkeitsfonds über ESG-Kriterien hin zu SDGs und speziellen Nachhaltigkeits-Siegeln, die sich Fonds verdienen können. Für die meisten ist das wie das erste Mal ein Cricket-Spiel zu sehen – unverständlich und verwirrend.

Als Lingua Franca bezeichnet man eine Verkehrssprache die Menschen verschiedener Sprachgemeinschaften die Kommunikation erleichtert. Wenn Spanier und Österreicher kommunizieren, dann passiert das zum Beispiel häufig auf Englisch. Englisch ist somit die Lingua Franca. Dieser Artikel soll als Lingua Franca für die Nachhaltigkeitsbegriffe bei Fonds dienen. Er soll dir die “Regeln” erklären, damit du beim “Spiel” Nachhaltig Investieren weißt, worum es geht.

Wir widmen uns deshalb folgenden Themen:

  • Was ist eigentlich Nachhaltigkeit und in welche Kategorien kann man es unterteilen?
  • Welche Ratings, Siegel und Unterteilungen gibt es bei Fonds und was bedeutet es, wenn ein Fonds kein Nachhaltigkeitssiegel hat?

Starten wir zuerst mit der Definition von Nachhaltigkeit.

#1

Was ist eigentlich Nachhaltigkeit und in welche Kategorien kann man es unterteilen?

Nachhaltig investieren Kategorien

Nachhaltigkeit ist kein geschützter Begriff, der klar definiert ist. Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen definierte in ihrem Brundtland-Bericht nachhaltige Entwicklung folgendermaßen:

“Dauerhafte Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“
– Volker Hauff (1987): Unsere gemeinsame Zukunft, S. 46

Heutzutage wird Nachhaltigkeit oftmals in drei Bereiche aufgeteilt:

  • Ökologische Nachhaltigkeit
  • Ökonomische Nachhaltigkeit
  • Soziale Nachhaltigkeit

(Kleiner Spoiler: Genau diese Begriffe finden wir dann auch beim Thema Nachhaltig Investieren.)

Die ökologische Nachhaltigkeit ist der ursprünglichen Definition am nächsten: Es geht darum natürliche Lebensgrundlagen nur insoweit zu verbrauchen, als dass sie sich wieder regenerieren können.

Die ökonomische Nachhaltigkeit sagt, dass man nicht über seinen Verhältnissen leben sollte bzw. anders ausgedrückt: Als wirtschaftlich nachhaltig kann man etwas nur bezeichnen, wenn es dauerhaft betrieben werden kann.

Soziale Nachhaltigkeit hat den Menschen und die Gesellschaft im Fokus. Dabei geht es darum Armut zu verringern, menschenwürdige Arbeit zu gewährleisten, Geschlechtergleichheit, usw.

Aspekte des 3-Säulen-Modells findet man auch in den Zielen für nachhaltige Entwicklung der vereinten Nationen

Die Agenda 2030 hat sich 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung gesetzt (sogenannte SDGs – Sustainable Development Goals). #7 ist zum Beispiel bezahlbare und saubere Energie. #4 ist hochwertige Bildung. #11 ist nachhaltige Städte und Gemeinden. Für mehr Infos zu den Zielen der vereinten Nationen kannst du dem Link oben folgen.

Genau diese Bereiche der Nachhaltigkeit und auch die Ziele der vereinten Nationen spiegeln sich zum Teil in den Ratings und Siegeln bei Fonds wider.

#2

Welche Ratings, Siegel und Unterteilungen gibt es bei Fonds?

Jury - Welche Ratings, Siegel und Unterteilungen gibt es bei Fonds?

Starten wir mit einem praktischen Beispiel: Was ist der Unterschied zwischen einem Umweltfonds und einem Nachhaltigkeitsfonds?

Wenn uns nicht mehr Informationen vorliegen als diese zwei Wörter, dann ist es höchstwahrscheinlich so: Der Umweltfonds konzentriert sich nur auf den Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit. 

Der Nachhaltigkeitsfonds berücksichtigt das ganze Spektrum der Nachhaltigkeit – d.h. sowohl die ökologische als auch die soziale und ökonomische Dimension. Und genau auf diese Nachhaltigkeitsfonds und die Möglichkeiten der Unterscheidung möchte ich als erstes eingehen.

Die Anlagestrategie bei Nachhaltigkeitsfonds kann man grob in folgende Verfahren und Methoden unterteilen:

  • Ausschlussverfahren:
    Hier werden gewisse Branchen (Ölindustrie, Waffen, Tabak, …) oder Unternehmen die Produkte / Dienstleistungen in diesem Bereich herstellen kategorisch ausgeschlossen.
  • Beeinflussung / Engagement:
    Das Ziel ist durch Investment in das Unternehmen die jeweilige Unternehmensführung von der Berücksichtigung nachhaltiger Kriterien und Ziele zu überzeugen. Anstatt das Unternehmen auszuschließen wird direkt mit dem Führungsgremium kommuniziert um mit Hilfe dieses Dialogs das Unternehmen (hoffentlich) immer nachhaltiger zu machen.
  • Best-in-Class Prinzip:
    Hier wird bewusst keine Branche generell ausgeschlossen. Sondern es wird in die besten Unternehmen (aus dem Blickpunkt des Themas Nachhaltigkeit) einer Branche investiert. Ein Unternehmen muss also nicht unbedingt ein Hardcore-Nachhaltigkeits-Champion sein, um im Fonds Platz zu finden.

Weiters kann ein Fondsmanager diese Strategien auch vermischen.

Welche Kriterienkataloge und Siegel gibt es jetzt im Speziellen?

Rating und Siegel bei nachhaltigen Investitionen

Nachdem wir uns die verschiedenen Verfahren und Prinzipien angesehen haben, sollten wir auch über praktische und echte Ansätze sprechen. Die aktuell im deutschsprachigen Raum am weitesten verbreiteten Siegel, Kriterien und Ratings sind:

  • ESG Kriterien
    ESG steht für Environment, Social, Governance. Environment fällt unter die Kategorie “Ökologische Nachhaltigkeit”. Hier berücksichtigt man Themen wie Umweltverschmutzung, Treibhausgasemissionen & Co. Social lässt sich, wie der Name unschwer vermuten lässt, unter die Kategorie “Soziale Nachhaltigkeit” einordnen. Arbeitssicherheit und der Schutz der Gesundheit sind Aspekte der Social-Dimension. Governance findest du in der Kategorie “Ökonomische Nachhaltigkeit”. Hier geht es um nachhaltiges Wirtschaften, Compliance, Anti-Korruption & Co. Basierend auf diesen Kriterien können Unternehmen bzw. Branchen einerseits ausgeschlossen werden oder in eine andere Richtung gelenkt werden (=Engagement). Beim Stichwort Nachhaltig Investieren triffst du häufig auf die ESG Kriterien.
  • SDG Kriterien
    Die SDGs – die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen können ebenfalls als Kriterium bei Fonds dienen. Viele Aspekte der ESG Kriterien finden sich in den SDGs wieder. Grob betrachtet ist der Unterschied zwischen den beiden Kriterien nicht all zu groß.
  • FNG Siegel
    Das Forum Nachhaltige Geldanlagen vergibt seit einigen Jahren das FNG-Siegel für nachhaltige Investmentfonds und ist vor allem im deutschsprachigen Raum sehr angesehen. So wie Cricket zum Beispiel in den ehemaligen Commonwealth – Staaten gespielt wird, so kommst du im deutschsprachigen Raum am FNG – Siegel nicht vorbei, wenn du über Nachhaltigkeit sprichst. Das FNG-Siegel orientiert sich ebenfalls an den ESG – Kriterien und arbeitet mit Ausschlüssen, Nachhaltigkeits-Analysen, usw.

Es gibt natürlich noch mehr Siegel und Ratings – und die Zahl wird gefühlt eher steigen als fallen. Fondsmanager und Fondsunternehmen haben bereits eigene Nachhaltigkeitskriterien entwickelt und werden das auch in der Zukunft forcieren. Die ultimative Bewertung gibt es nicht. Die Siegel, Ratings und Kriterien stellen meiner Meinung nach eine Orientierungshilfe dar. 

Eines sollte ebenfalls gesagt werden: Nur weil ein Fonds ESG im Titel hat, heißt das noch nicht, dass er deinen persönlichen Kriterien entspricht

Es gibt MSCI World ESG gescreente ETFs in denen du zum Beispiel Nestlé findest. Nestlé ist für viele der Todfeind der Nachhaltigkeit – ob das jetzt stimmt oder nicht kann ich nicht beantworten – in manchen ESG gescreenten Fonds wirst du Nestlé trotzdem finden. Es gibt auch ESG Ratings in denen Tabakverarbeiter gut abschneiden. Apple findest du ebenfalls in vielen Nachhaltigkeitsfonds – auch hier stellt sich die Frage wie die Arbeitsbedingungen bei Foxconn sich mit dem Social Aspekt der ESG Kriterien decken (Anmerkung: Ich kann nur aufgrund von Medienberichten über Foxconn Schlüsse ziehen und habe deshalb keine fundierte Meinung dazu).

Smileys

Nochmals: Kriterien, Ratings und Siegel können eine Orientierungshilfe sein

Aber es bedeutet nicht, dass ein Fonds, der kein FNG-Siegel hat oder sich nicht mit ESG oder SDG im Namen schmückt, automatisch Kinderarbeit, Unterdrückung, Waffen, Tabak und die Verschmutzung der Welt vorantreibt. Es gibt durchaus hardcore-Nachhaltigkeitsfonds die kein FNG-Siegel haben. Es gibt wie oben beschrieben Fonds die zwar ESG gescreent sind, aber trotzdem Unternehmen im Portfolio haben, die vermutlich nicht jedem schmecken. 

Eine Frage, die ebenfalls beantwortet werden sollte, ist:

Schränkst du mit Nachhaltigkeitsfonds deine Renditechance ein?

Die Antwort darauf ist: Jein. 

Einerseits schränkt man sich natürlich in der persönlichen Fondsauswahl etwas ein, andererseits sollten Unternehmen die nachhaltig agieren auf Dauer bessere Ergebnisse erzielen. Wirklich beantworten lässt sich die Frage dann in 40 Jahren, wenn man die Ergebnisse vergleicht. Eine endgültige Antwort darauf gibt es also nicht. Die Antwort ist zwar unbefriedigend, aber es gibt keine fundierte Lösung, die für die nächsten 40 Jahre gilt. So ehrlich muss man sein.

Das Endergebnis eines Cricket Spiels ist übrigens ein Win, Tie oder ein Draw. Bei Cricket kennst du dich vermutlich nach diesem Artikel noch immer nicht aus. Ich mich auch nicht. 

Aber wenn’s um nachhaltig investieren geht, hast du jetzt hoffentlich ein besseres Gespür als vor der Lektüre 🙂

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Autor: Florian Märzendorfer

Fan von indischem Essen, Finanzplaner & Co-Founder von FiP.S.

Hasst Strandurlaube & verabscheut Beistrichregeln.

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