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Ein Pass, der Geschichte schrieb
1. Februar 2015. Super Bowl XLIX. Die Seattle Seahawks stehen kurz davor, ihren zweiten Titel in Folge zu gewinnen. Mit nur noch 26 Sekunden auf der Uhr und einem Rückstand von 24:28 gegen die New England Patriots befanden sie sich an der 1-Yard-Linie des Gegners. In ihren Reihen steht Marshawn Lynch, auch bekannt als “Beast Mode”. Der beste Running Back den die Seahawks je hatten. Für die meisten Zuseher und Spieler war klar: Laufspielzug und Beast Mode bekommt den Ball. Wie würde Pete Carroll, der Coach der Seahawks, entscheiden?
Er entschied sich überraschend für einen Passspielzug. Quarterback Russell Wilson warf einen kurzen Pass in die Endzone, der jedoch vom unerfahrenen Rookie Malcolm Butler der Patriots abgefangen wurde. Diese Interception besiegelte den Sieg für New England und löste eine Welle der Kritik an Carrolls Entscheidung aus. Anstatt die Vince Lombardi Trophy in die Höhe zu stemmen, sah sich der Coach mit Vorwürfen und dem Anzweifeln seiner Entscheidung konfrontiert.
Eine perfekte Entscheidung gibt es nicht. Aber gute Entscheidungen machen die Zukunft leichter, schlechte machen sie schwerer. Genau damit wollen wir uns in diesem Artikel beschäftigen. Ich habe nicht den Anspruch alle Modelle und Ideen rund um Entscheidungen akademisch aufzuarbeiten, sondern dir einen Rahmen und Prozess zu geben, um in Zukunft im Durchschnitt bessere Entscheidungen treffen zu können.
Einen Großteil unserer täglichen Entscheidung treffen wir unbewusst. Doch auf diese will ich mich heute nicht konzentrieren. Mir geht es heute um jene Dinge, über die wir kurz oder lange nachdenken bzw. nachdenken sollten. Genau diese gilt es zu verbessern. Deshalb besprechen wir zuerst:
Shane Parrish teilt Entscheidungen in zwei große Typen auf. Typ 1 sind Entscheidungen bei denen das Ergebnis irreversible und consequential ist. Typ 2 sind alle anderen Entscheidungen. Das kann irreversible und inconsequential sein. Reversible und consequential. Oder reversible und inconsequential.
Irreversible = Unveränderlich oder Nicht umkehrbar
Consequential = Folgenreich oder Folgenschwer
Reversible = Umkehrbar oder Veränderbar
Inconsequential = Nicht folgenreich oder Unwichtig
Ich habe darüber bereits in unserem Artikel Sechs falsche Fragen über Finanzen & Versicherungen, die du nicht stellen solltest geschrieben. Die meiste deiner Energie solltest du für die Entscheidungen verwenden die unveränderlich & folgenreich sind. Machen wir jeweils ein allgemeines Beispiel und ein Beispiel zum Thema Finanzen und Versicherungen für die verschiedenen Entscheidungskategorien.
Allgemein:
Du kaufst dir eine neue Zahnpasta. Ich gehe mal davon aus, dass du gesunde Zähne hast, aber eine andere Zahnpasta probieren willst (es soll für die Zahngesundheit ja durchaus sinnvoll sein, die Zahnpasta gelegentlich zu wechseln). Die Entscheidung welche Zahnpasta du beim Wechsel verwendest, ist unwichtig und umkehrbar. Denn wenn die neue Zahnpasta nicht passt, schmeißt du die Tube weg und kaufst eine andere. Du wirst dabei kein Vermögen verlieren.
Finanzen & Versicherungen:
Du überlegst, ob du bei deiner Berufsunfähigkeitsversicherung eine Rente von 1.300 € oder 1.500 € pro Monat machst. Da du die Rente in so einem Ausmaß sowohl leicht anheben als auch senken könntest, ist es vermutlich eher unproduktiv länger darüber nachzudenken.
Allgemein:
Du überlegst, wo du heute Mittagessen gehst. Du kannst zwar nach dem Essen nicht mehr ändern, wo du warst (=nicht umkehrbar), aber die Entscheidung wird dein Leben nicht nachhaltig verändern (=unwichtig).
Finanzen & Versicherungen:
Du überlegst, ob du für einen 1.000 € Wochenendausflug nach London eine Reisestornoversicherung abschließen sollst. Egal ob du die Stornoversicherung für diesen Einzelfall abschließt oder nicht, wird dein Leben, egal wie es ausgeht, davon nicht großartig beeinflusst sein (=unwichtig). Du kannst es im Nachhinein allerdings auch nicht mehr anpassen oder ändern (=nicht umkehrbar).
Bei den zwei bisherigen Arten von Entscheidungen wird eines schnell klar: Du solltest hier nicht allzu viel Zeit und Energie verwenden, um zu einer Entscheidung zu kommen. Das Wichtigste ist vermutlich zu realisieren, was eine unwichtige Entscheidung ohne großartige Konsequenzen ist und dann einfach zu handeln. Ein Großteil unserer täglichen Entscheidungen fällt in diese Kategorie. Einige Entscheidungen die du in deinem Privatleben treffen musst, fallen unter die folgende Kategorie:
Allgemein:
Du überlegst dir ein neues Auto zu kaufen. Wenn du nach 3 Monaten realisierst, dass die Automarke für dich gar nicht passt, kannst du es im worst case einfach wieder verkaufen (=umkehrbar). Ich führe den Fall unter folgenschwer, da ein Auto meistens nicht nur ein paar hundert Euro kostet und trotzdem ein wichtiger Teil deines Lebens sein kann (wenn du ein Auto besitzt).
Finanzen & Versicherungen:
Du überlegst, ob du generell eine Unfallversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen sollst. Die grundsätzliche Entscheidung dazu ist folgeschwer. Die beiden Versicherungen gehören zu den existenzbedrohenden Risiken und sind für uns must-haves. Doch die Entscheidung könnte auch wieder revidiert werden, denn du kannst die Verträge wieder kündigen.
Die meisten folgenschweren, aber veränderbaren Entscheidungen lassen sich durch etwas Zeitaufwand oder Geld besser treffen. Nimm zum Beispiel das Autokauf Beispiel. Du könntest dir dein Wunschauto (also dieselbe Marke / Type) für 1-2 Wochen mieten, um herauszufinden, ob es wirklich passt. Bei Käufen von teuren Geräten kannst du dir diverse Reviews lesen oder vielleicht hast du Freunde, die das gleiche Ding besitzen.
Kommen wir zur Königskategorie, den Entscheidungen, die stark beeinflussen können, wie dein Leben verläuft:
Allgemein:
Du bist dir nicht sicher, ob du Kinder haben möchtest. Du denkst darüber nach dich von deinem Partner zu trennen. Das sind Entscheidungen die folgenschwer und großteils unveränderlich sind.
Finanzen & Versicherungen:
Du denkst darüber nach deine Berufsunfähigkeitsversicherung zu kündigen, obwohl du gesundheitlich inzwischen gröbere Probleme hattest. Die BU wirst du vermutlich nie wieder abschließen können. Du überlegst deine gesamte Altersvorsorge mit dem Kauf von Immobilien zu gestalten und ansonsten keine Anlage zu machen. Ein Revidieren dieser Entscheidung wird schwierig bzw. womöglich nur mit erheblichem finanziellem Schaden möglich sein.
Eine Entscheidung wird nicht immer eindeutig in die eine oder andere Kategorie einzuordnen sein. Aber grob sollte es dir immer möglich sein diese Einteilung vorzunehmen. Typ 1 Entscheidungen (folgenschwer und unveränderlich) sind jene, die viel deiner Energie wert sind. Typ 2 Entscheidungen sollten nur einen Bruchteil deiner Zeit für Entscheidungen erhalten.
Why is it so important to have a high-quality decision process?
Because there are only two things that determine how your life turns out: luck and the quality of your decisions. You have control over only one of those two things.
– Annie Duke
Wie wir unsere Entscheidungen einteilen können, wissen wir jetzt. Doch wie viel Zeit sollten wir uns für eine Entscheidung lassen? Wann ist der beste Zeitpunkt sich zu entscheiden? Und wie kommt man konkret zu einer Entscheidung?
Starten wir mit:
Bei Typ 2 Entscheidungen sollte dir inzwischen schon klar sein, was die Antwort ist: Du solltest dich eher schneller als langsamer entscheiden. Am schnellsten solltest du dich bei unwichtigen und umkehrbaren Entscheidungen festlegen. Hier hast du nichts zu verlieren. Bei nicht umkehrbaren und folgenschweren Entscheidungen solltest du dich so spät wie möglich festlegen.
Bei Typ 1 Entscheidungen wirst du Informationen sammeln und nachdenken, um einen fundierten Entschluss zu fassen. Doch wann ist der Punkt erreicht, an dem du die Entscheidung treffen musst?
Zwei Indikatoren können dir dabei helfen:
Manchmal spürst du es auch. Es ist einfach Zeit eine Entscheidung zu treffen. Dabei solltest du dich aber immer selbst kontrollieren: Triffst du die Entscheidung jetzt nur, weil es dich schon nervt und du es hinter dich bringen willst oder weil du tatsächlich an einem Punkt angelangt bist an dem du alles getan hast, um eine sinnvolle Entscheidung treffen zu können?
Jim Kwik verweist in seinem Buch Limitless auf Colin Powell
Colin Powell, former secretary of state, addresses this with his 40/70 rule. His rule is to never make a decision with less than 40 percent of the information you are likely to get, and to gather no more than 70 percent of the information available. According to Powell, anything less than 40 percent and you’re just guessing. Anything more than 70 percent and you’re stalling over making the decision. Of course, this means you need to be comfortable with the possibility that you’re going to be wrong, which is necessary in any case.
“When you have about seventy percent of all the information, you probably ought to decide, because you may lose an opportunity. My own experience is that you get as much information as you can and then you pay attention to your intuition, to your informed instinct. Sometimes what my analytical mind says to me is not what I’ll do,” Powell said.
Jocko Willink schreibt in Extreme Ownership:
There is no 100 percent right solution. The picture is never complete. Leaders must be comfortable with this and be able to make decisions promptly, then be ready to adjust those decisions quickly based on evolving situations and new information
…
Waiting for the 100 percent right and certain solution leads to delay, indecision, and an inability to execute.
Wenn wir also Informationen sammeln, um eine bessere Entscheidung zu treffen, dürfen wir dabei nicht vergessen, dass wir selten bis nie ein 100% klares Bild haben werden. Ansonsten müssten wir über die Entscheidung ja gar nicht nachdenken. Manchmal braucht man also nicht mehr Zeit, um eine Entscheidung zu treffen, sondern man muss einfach entscheiden 😉
Bevor du dich in die Recherche, Informationssammlung und auf die Suche nach einer Lösung begibst, solltest du dir ganz sicher sein, über was du eigentlich entscheidest und was das eigentliche Problem ist, um das es geht.
Ich erwische mich selbst häufig dabei, dass ich beim Auftreten eines Problems (Entscheidungen sind oftmals notwendig, wenn es um Probleme bzw. Problembeseitigung geht) sofort in den Lösungsmodus umschalte. Doch der erste Schritt sollte eine Analyse des Problems an sich sein und eine klare Definition der Situation. Worüber will man eigentlich eine Entscheidung treffen?
Wenn du alle paar Tage Kopfschmerzen hast und deine sofortige Lösung ist eine Kopfschmerztablette, dann hast du das Problem zwar kurzfristig gelöst, aber das eigentliche Problem hast du nicht behoben. Dazu musst du einen Schritt zurückgehen und erstmals nachdenken: Wann habe ich die Kopfschmerzen? Was sind potenzielle Auslöser? Wie kann ich die Faktoren reduzieren bzw. ausmerzen die meinen Kopfschmerz auslösen?
Du musst nur kurz darüber nachdenken und es ist sofort klar, was der Auslöser bzw. das ursprüngliche Problem ist. Manchmal ist die Problemdefinition mühsamer bzw. es erfordert etwas nachdenken, um den Ursprung des Problems zu finden. Deshalb solltest du automatisch kurz innehalten und dir Zeit nehmen das Grundproblem zu definieren. Was wollen wir eigentlich lösen? Wenn du nur die Symptome beseitigst, dann taucht ein Problem immer wieder auf. Das Ziel sollte sein, dass du ein Problem dauerhaft löst. Stell dir also selbst die Fragen: Was muss passieren, damit das Problem erst gar nicht auftritt? Beseitigst und denkst du gerade über ein Symptom nach, oder das Grundproblem?
Annie Duke schreibt in ihrem Buch How To Decide folgendes:
SIX STEPS TO BETTER DECISION-MAKING
Step 1—Identify the reasonable set of possible outcomes.
Step 2—Identify your preference using the payoff for each outcome—to what degree do you like or dislike each outcome, given your values?
Step 3—Estimate the likelihood of each outcome unfolding.
Step 4—Assess the relative likelihood of outcomes you like and dislike for the option under consideration.
Step 5—Repeat Steps 1–4 for other options under consideration.
Step 6—Compare the options to one another.
Ein wichtiger Teil dieser sechs Schritte ist zu wissen, welches Ergebnis man bevorzugen würde. Dazu musst du deine persönlichen Werte und Prinzipien kennen. Das ist übrigens Leitsatz Nummer 7 aus unserem Artikel 7 Leitsätze für ein sorgenfreies Leben & exzellente Finanzen. Stell dir vor, dass du ein Jobangebot am Tisch liegen hast, dass 30 % mehr Gehalt verspricht, du anstatt 40 Wochenstunden aber mindestens 50 Wochenstunden arbeiten musst. Wie viel Lebensqualität verlierst du durch die 10 Stunden Mehrarbeit pro Woche? Welchen anderen Zielen bringt dich das Mehrgehalt näher? Am Ende wirst du entscheiden müssen, was für dich die wichtigsten Kriterien sind, um die für dich persönlich richtige Entscheidung zu treffen.
In den seltensten Fällen kannst du alles haben
Jede Entscheidung bedeutet, dass du zu irgendetwas “Nein” sagen musst.
The word “decision” comes from the Latin word caedere, which means “to cut.” When we decide to pursue one thing, we necessarily cut away another. If there’s no cutting, we haven’t made any decision at all.
Luke Burgis – Wanting
Bei der Entscheidung von vorhin für mehr Gehalt sagst du zu etwas mehr Freizeit Nein und somit Ja zu weniger Zeit mit deiner Familie und Freunden, dafür aber vielleicht auch Ja zu Erlebnissen, die mehr Gehalt erst möglich machen. Das soll natürlich nicht heißen, dass es immer nur zwei Wege gibt. Du solltest im Entscheidungsprozess auch aktiv darüber nachdenken, wie du zwei Optionen vielleicht kombinieren kannst. Doch Opportunitätskosten wird es immer geben. Wenn es so aussieht, als ob du keine Opportunitätskosten hast, dann solltest du nochmals nachdenken und mehr Informationen sammeln. Dabei solltest du unbedingt auch an die second und third order Konsequenzen denken.
Was ist das worst-case Szenario?
Externe Events die nicht in deiner Entscheidungsgewalt liegen, kannst du nicht beeinflussen. Aber du kannst dich darauf vorbereiten. Jeder gute Entscheidungsprozess sollte also auch die Frage inkludieren: Was ist das worst-case Szenario, das in deinem aktuellen Fall passieren kann? Je “schlimmer” die Konsequenzen des worst-case Szenarios sind, desto mehr Sicherheitsspanne musst du einplanen. Je sicherer du dir aber bist, dass das worst case Szenario nicht eintritt, desto weniger Sicherheitsspanne brauchst du. Es ist wichtiger auf das worst-case Szenario vorbereitet zu sein, als versuchen alles vorherzusagen.
Egal wie gut dein Entscheidungsprozess ist, …
… du musst auf gewisse Umstände achten, die all deine Fähigkeiten zunichtemachen. All dies sind im Grunde “No-Brainer”. Doch im Fall der Fälle übersiehst du es vielleicht. Wann solltest du also niemals eine Typ 1 – Entscheidung treffen?
Was machen Sportler nach einem Wettkampf? Sie analysieren ihre Performance bis ins kleinste Detail. Wo können sie noch besser werden? Was haben sie gut, was haben sie falsch gemacht? Ein (guter) Comedian macht dasselbe: Er analysiert seine Performance. Im Grunde gilt das für alle höchsterfolgreichen Persönlichkeiten. Eine Leistung muss aufgezeichnet und analysiert werden.
Nach einer Entscheidung solltest du also u.a. jene Dinge bewerten, die wir in diesem Artikel besprochen haben:
Annie Duke hat noch eine gute Checkliste für uns, um zu vermeiden, dass wir uns zu sehr auf das Ergebnis konzentrieren und nicht auf die Qualität der Entscheidung:
RESULTING CHECKLIST
Vielleicht hätte “Beast Mode” den Superbowl für die Seattle Seahawks nach Hause geholt. Doch die Entscheidung von Coach Carroll war folgenschwer und unveränderlich. Wir wissen also nicht, wie es anders gelaufen wäre. Doch wir können davon ausgehen, dass dem Coach die Tragweite seiner Entscheidung klar war und er seine Entscheidung bewusst und basierend auf den ihm zur Verfügung stehenden Informationen getroffen hat.
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