Kapitalertragssteuer-Änderungen Österreich | FiP.S

Eine Analyse möglicher Kapitalertragssteuer-Änderungen in Österreich und die Auswirkungen

Lange Steuerrechnung

Wie wahrscheinlich ist es, dass du unter einem Stein eine Schlange findest?

Diese Frage stellten Forscher ihren Probanden bei einer Studie in England. Nein, sie hatten keine echten Schlangen unter Steinen versteckt, sondern es handelte sich um ein Videospiel. Doch wenn sich hinter dem Stein im Videospiel eine Schlange befand, dann bekamen die Teilnehmer einen Elektroschock. Eines war schnell klar: Selbst ohne Schlangenphobie bekamen die Probanden Angst, wenn sie eine Schlange fanden. Doch ein Ergebnis war interessanter.

Eine hohe Wahrscheinlichkeit eine Schlange zu entdecken, führte nicht automatisch zu einem höheren Stresslevel. Wenn die Wahrscheinlichkeit also bei 90 % oder 100 % lag, dann resultierte daraus nicht der höchste gemessene Stress- oder Angstlevel. Den größten Stresslevel erreichten die Studienteilnehmer bei einer 50 %igen Wahrscheinlichkeit. Es war die Ungewissheit und Unsicherheit, welche die größte Angst und immensen Stress auslöste.

Wenn es um Finanzen geht, dann ist unser Leben voll von Ungewissheit und Unsicherheit

Genau das kann dazu führen, dass wir, wenn es um Geld und Finanzen geht, gestresst und ängstlich sind. Es kann dazu führen, dass wir Entscheidungen vor uns herschieben und uns nicht festlegen wollen. Es kann auch dazu führen, dass wir eher kurz- als langfristig denken und uns somit selbst schaden. 

Im heutigen Artikel möchten wir uns explizit mit dem Thema “Was wäre, wenn sich die KESt in Österreich ändert” beschäftigen und analysieren, was dies für eine fondsgebundene Lebensversicherung (ab jetzt kürze ich das mit FLV ab) bedeuten würde. Wenn du dem Link im Satz zuvor folgst, dann findest du bereits eine sehr ausführliche Analyse zum Thema FLV an sich und Steueränderungen. Wir wollen in diesem Artikel genau dieses Thema noch intensiver und mit neuen Szenarien aufarbeiten. 

Betrachten wir zuerst die Ausgangssituation…

Wie sieht es aktuell aus und welche Szenarien wollen wir genauer betrachten?

Wegweiser

Vorweg: Wir beschränken uns hier auf die Betrachtung Wertpapierdepot vs. FLV. 

Bei einem Wertpapierdepot musst du aktuell alle Gewinne mit 27,5 % KESt versteuern. Bei einer FLV bezahlst du 4 % Versicherungssteuer auf deine Beiträge und bist ansonsten komplett steuerfrei (egal wie du das Kapital dann verbrauchst). 

Der weiter oben verlinkte Artikel zur FLV analysiert, was passieren würde, wenn die Wertpapier-KESt für Kursgewinne abgeschafft wird und wir nur mehr für Dividenden, Kupons & Ähnliches Kapitalertragssteuer zahlen müssten. In diesem Artikel werden wir diese Analyse erweitern und vor allem mit ganz aktuellen Zahlen (seitens der FLV) versehen. 

Folgende Szenarien werden wir genauer betrachten:

  • Was wäre, wenn eine Kapitalertragssteuer komplett abgeschafft wird?
  • Was wäre, wenn eine Kapitalertragssteuer nur bis zu einer Obergrenze abgeschafft wird? D.h. bis zu einem Anlagebetrag von zum Beispiel 50.000 € sind Gewinne steuerfrei. Ab 50.000 € oder mehr gilt wieder die normale Kapitalertragssteuer. 

Im Speziellen werden wir auch analysieren, wie wahrscheinlich es ist, dass so eine Regelung dauerhaft hält bzw. werden wir analysieren, welche Wahrscheinlichkeit zu welchem Ergebnis führt. 

Warum ist diese Analyse notwendig?

Finanzielles first level thinking  ist einer der größten Fehler, den du machen kannst. Eine Analyse, die u.a. Langzeitkonsequenzen, Wahrscheinlichkeitsszenarien und konkrete Zahlen miteinander verbindet, kann helfen, dass man die Angst vor der Unsicherheit beseitigt und sicherstellt, dass man nicht im first level thinking bleibt, sondern eine Ebene weiterdenkt. Somit wird man einerseits eine fundierte (und hoffentlich bessere) Entscheidung treffen können und andererseits nicht mehr ständig oder auch nur latent im Hinterkopf über dieses Thema nachdenken müssen. Die Zeit kann anderweitig und vor allem produktiver genutzt werden. 

Welche Parameter verwenden wir für unsere Analyse?

Vertrag mit Lupe

Im zuvor erwähnten Artikel über die FLV sind die Zahlen nicht am letzten Stand und etwas veraltet (=die FLV ist inzwischen noch besser). In diesem Artikel verwenden wir für die Ergebnisse der FLV den ganz aktuellen Spezialtarif, den wir verhandelt haben. Beim Wertpapierdepot werden wir mehrere Kostenvarianten besprechen. Dazu bei der Analyse dann mehr. 

Bevor wir uns den zwei Szenarien von oben widmen, sollten wir noch die aktuelle Situation besprechen. Nehmen wir an:

  • Wir sind 30 Jahre alt.
  • Wir sparen 400 € monatlich. Anmerkung: Das kommt dir aktuell vielleicht hoch vor. Vielleicht sparst du zu Beginn weniger, aber später, mit höherem Einkommen, wirst du vermutlich noch mehr sparen. Für die Analyse sind 100 € mehr oder weniger irrelevant.
  • Wir sparen, bis wir 65 Jahre alt sind. 
  • Wir wollen aber auch wissen, was passiert, wenn wir das Geld bis zum 75. Lebensjahr liegen lassen (ohne weitere Einzahlung).
  • Als Rendite nehmen wir 6 % pro Jahr an. Anmerkung: Das ist nicht unrealistisch, da wir mit einer weltweiten Aktienanlage über die letzten 50-100 Jahre im Durchschnitt bei 7,5 bis 8 % pro Jahr gelandet wären.
  • Bei der Veranlagung analysiere ich die aktuell typische Veranlagung, die bei uns bei über tausend Verträgen zum Einsatz kommt. Die ist aktuell ca. 60 % in Indexfonds bzw. ETFs und 40 % in gemanagten Fonds. D.h. bei der FLV kommt hier etwas Kickback/Bestandsrückvergütung hinzu.
  • Die Zahlen & der Details der FLV sind von einem Spezialtarif von uns. Die typische 08/15 FLV (die du von uns nicht bekommen würdest) ist definitiv schwächer, da hier die Kosten deutlich höher sind.

Falls du dir gerade denkst, dass du nicht bis 65 arbeiten willst, sondern schon früher in Pension gehen willst und deshalb dein Anlagehorizont kürzer ist: Nein. Denn auch wenn du mit 50 in den Ruhestand gehst, wirst du dein Geld zu einem gewissen Grad (vermutlich großteils) weiterhin veranlagt haben, da du ja nicht das gesamte Vermögen sofort aufbrauchst.

Die Bestandsrückvergütung/Kickback ist hier übrigens mit 0,15 % p.a. eingerechnet – das ist sehr moderat und nicht unrealistisch, da man einerseits diese Kickbacks bei der FLV aktuell tatsächlich auch bekommt und andererseits generell je nach Variante Zugang zu institutionellen Tranchen hat, die man sonst nicht bekommen würde. Diese Tranchen sind günstiger. Mit einer höheren Veranlagung im gemanagten Bereich (was gegen Ende der Laufzeit durchaus üblich sein könnte), wäre die Rückvergütung sicher 2-3 x so hoch anzusetzen. Für unser Beispiel gehen wir darauf aber nicht ein, sondern bleiben bei den sehr moderaten 0,15 % p.a.

Falls du dir gerade gedacht hast: Was zum Henker sind überhaupt Kickbacks bzw. eine Bestandsrückvergütung: Bei gemanagten Fonds fließt ein Teil der internen Kosten normalerweise zurück an die Versicherung oder an die Depotbank. Bei unseren Spezialtarifen wird dir ein größerer Teil davon gutgeschrieben.

Was kommt mit diesen Vorgaben aktuell raus?

Männchen laufen ins Ziel zu golden Pokal

Ergebnis FLV mit 65 Jahren: ~ 500.000 €
Ergebnis FLV mit 75 Jahren: ~ 904.000 €

Das Ergebnis ist nach allen Kosten & Steuern – also wirklich das, was man Netto rausbekommt. 

Beim Depot habe ich 3 Varianten gerechnet: 

  • Version 1 (V1) = 0,15 % p.a. laufende Kosten auf das veranlagte Vermögen. Gar keine anderen Kosten.
  • Version 2 (V2) = 0,15 % p.a. laufende Kosten auf das veranlagte Vermögen. Vier mal 2,5 % Ausgabeaufschlag aufgrund von jeweils zwei Umschichtungen im Jahr 20 und 30 der Anlage.
  • Version 3 (V3) = 0,6 % p.a. laufende Kosten auf das veranlagte Vermögen. Keine anderen Kosten. Dies ist ein Depot mit Beratung bei FiP.S.

Ergebnis Depot V1 mit 65 Jahren: ~ 402.000 €
Ergebnis Depot V1 mit 75 Jahren: ~ 635.000 €

Ergebnis Depot V2 mit 65 Jahren: ~ 370.000 €
Ergebnis Depot V2 mit 75 Jahren: ~ 584.000 €

Ergebnis Depot V3 mit 65 Jahren: ~ 365.000 €
Ergebnis Depot V3 mit 75 Jahren: ~ 550.000 €

ACHTUNG: Die Daten für V3 sind nicht komplett korrekt, da wir bei unserer Beratung ab 250.000 €, 500.000 € und 1.000.000 € eine Reduktion der Kosten haben; d.h. wir landen eher bei V2 oder etwas darüber.

Das Ergebnis ist auch hier nach allen Kosten & Steuern – also wirklich das, was man Netto rausbekommt. 

Bevor wir weitermachen, noch ein paar Gedanken zu den Kosten am Depot:

Warum habe ich keine Variante mit 0 % Depotkosten gerechnet? Weil dieser Fall unrealistisch ist. Du wirst bei einer langfristigen Anlage nicht durchgehend 100 % Aktien ETFs verwenden. Irgendwann wirst du vielleicht zu einem Mischfonds greifen – hier sind 2,5 % Ausgabeaufschlag nicht unüblich. Du wirst ATC (Additional Trading Costs) haben. Depotbanken, die jetzt gratis sind, werden irgendwann auch eine Fee von 0,1 bis 0,2 % p.a. einführen. Selbst wenn dies alles nicht der Fall wäre, dann sind nicht alle Fonds/ETFs beim Kauf gratis und wenn du immer nur die wählst die gratis sind, dann wirst du zwangsläufig nicht die beste Veranlagung über 30, 40 oder 50 Jahre haben. Und deshalb habe ich keine Variante mit 0 % angeführt.

Das Depot an sich habe ich übrigens mit einem realistischen Szenario bezüglich der Abfuhr der KESt gerechnet. Man versteuert hier nicht jedes Jahr, aber auch nicht alles erst am Ende. Sehen wir uns das erste Szenario an.

Szenario 1: Die Kapitalertragssteuer wird komplett abgeschafft

Schere zerschneidet Steurzettel

Was wäre das Ergebnis, wenn die Kapitalertragssteuer komplett abgeschafft wird?

Bei der FLV würde sich im ersten Schritt nichts ändern, wobei ich später auf dieses Thema nochmals genauer eingehe. Aktuell bleiben wir also bei:

Ergebnis FLV mit 65 Jahren: ~ 500.000 €
Ergebnis FLV mit 75 Jahren: ~ 904.000 €

Beim Wertpapierdepot hätten wir natürlich eine dramatische Änderung auf folgende Ergebnisse:

Ergebnis Depot V1 mit 65 Jahren: ~ 533.000 €

Das reine Depot ohne Beratung (unter der Annahme, dass die Rendite ohne Beratung gleich ist), wäre um ca. 33.000 € oder 6,6 % besser.

Ergebnis Depot V1 mit 75 Jahren: ~ 940.000 €

Das reine Depot ohne Beratung, wäre um ca. 36.000 € oder ca. 4 % besser (904.000 € verglichen mit 940.000 €).

Ergebnis Depot V2 mit 65 Jahren: ~ 488.000 €
Ergebnis Depot V2 mit 75 Jahren: ~ 861.000 €

Ich spare mir V3 hier im Vergleich, da wir wie erwähnt ja eher bei V2 landen würden. Wie wir sehen, sind wir hier selbst bei einer Abschaffung der KESt bereits mit der FLV besser unterwegs (Das Depot ist ca. 12.000 € / 43.000 € bzw. 2,4 % / ~4,8 % schwächer). 

Aber diese Betrachtung wäre eine first-level-thinking Betrachtung

Männchen mit Geankenblase und kaputter Glühbirne

Wir haben hier das absolute worst-case Szenario für eine FLV betrachtet und angenommen, dass dies über 45 Jahre dann so bleibt. Aber wie realistisch ist dies wirklich? 

Man sollte sich hier folgende Fragen stellen:

  • Würde eine Regierung mit SPÖ-Beteiligung eine Regelung wie diese befürworten und aufrecht lassen? Meine Schätzung wäre, dass bei einer Regierung unter SPÖ-Führung diese Regelung mit 90 % Wahrscheinlichkeit abgeschafft oder abgeschwächt wird (z.B. mit Obergrenze). Anzunehmen, dass die SPÖ nie wieder eine Regierung anführt und die nächsten 45 Jahre ÖVP-Alleinregierung bevorsteht, mag sich mancher Parteianhänger vielleicht wünschen, doch realistisch ist das eine oder andere nicht. Das ist kein politisches Statement, sondern eine nüchterne Betrachtung der Situation.
  • Wie wahrscheinlich ist es, generell, dass wir dauerhaft weniger Steuern in Österreich zahlen? Auch hier muss man leider realistisch sein. Die Historie zeigt uns, dass wir eher mehr, als weniger an Abgaben leisten werden. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs lag die Einkommenssteuer bei ca. 5 %. Aktuell ist der Höchstsatz bei 50 % bzw. 55 % (die Diskussion über Steuern an sich führt an dieser Stelle zu weit). Ich würde also eher nicht auf dauerhafte Steuersenkungen wetten.
  • Kann es auch in eine andere Richtung gehen? Sagen wir die Abschaffung der KESt hält 10 Jahre. Was ist, wenn sie dann für Wertpapiere wieder eingeführt wird, aber nicht mehr 27,5 %, sondern 32,5 % ist? Auch dieses Szenario liegt nicht bei 0 % Wahrscheinlichkeit. Oder vielleicht wird die Auszahlung dann doch wieder besteuert und nur die Ansparphase bleibt KESt-befreit?

Selbst wenn man einem Szenario der neuerlichen Abschaffung der Abschaffung (ja, das hört sich verwirrend an) nur wenig Wahrscheinlichkeit zurechnet, ist die Auswirkung enorm. Nehmen wir einfach mal an, dass die komplette Abschaffung 25 Jahre hält, aber ab unserem 55. Lebensjahr schätzen wir, dass es eine 30 %ige Wahrscheinlichkeit gibt, dass die alte Regelung mit 27,5 % KESt wieder reaktiviert wird. Das würde das Ergebnis beim Wertpapierdepot V1 mit 65 um ca. 14.000 € schmälern und mit 75 um mehr als 60.000 €. Hier wären wir also mit einer FLV mit 75 Jahren wieder deutlich besser unterwegs.

Außerdem vermisst diese Analyse auch noch folgendes:

Bei einer Komplettabschaffung der KESt, würde auch die Versicherungssteuer von 4 % bei der FLV mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wegfallen. Das verbessert das Ergebnis bis 65 um ca. 20.000 € und das Ergebnis mit 75 um ca. 40.000 € bei der FLV. Dies würde mit 75 bedeuten, dass man gleich abschneidet, selbst wenn die KESt-Abschaffung nie wieder angetastet wird. Und das ist im Vergleich zu V1 des Wertpapierdepots – d.h. man hat hier KEINE Beratung über 45 Jahre lang. Ich lehne mich meiner Meinung nach nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass in 45 Jahren eine Beratung eine Performance-Verbesserung erreichen wird. Zumindest wenn du bei FiP.S bist 😉

Bisher haben wir die Szenarien zum Neuabschluss analysiert

Unser Vergleich ging von einem Neuabschluss aus. Doch was ist mit Verträgen, die bereits bestehen? Gerade für Verträge, die vor allem zu Beginn einen Teil ihrer Kosten hatten (siehe unseren Artikel: Gezillmert vs. Ungezillmert – Was ist bei der langfristigen Vorsorge besser?), schneiden im Vergleich noch “besser” ab. Denn einen Teil der Anfangskosten hast du schon bezahlt, das kann man auch nicht mehr rückgängig machen. Somit muss man den Vergleich ab diesem Zeitpunkt machen. Das bedeutet für bestehende FLVs schaut es bei einer Analyse ab jetzt noch besser aus.

Sollte die KESt tatsächlich abgeschafft werden, dann ist die Wahrscheinlichkeit auch hoch, dass die Anbieter von FLVs vermutlich doch noch irgendwo minimal Kosten nachlassen können. Bei unseren Spezialtarifen ist der Kostenfaktor zwar schon extrem ausgereizt, aber minimale Verbesserungen sind in so einem Szenario vielleicht doch noch denkbar. 

Bevor wir uns noch Szenario #2 widmen, sollten wir noch über die Vorteile und Nachteile bei einer FLV vs. Depot sprechen und ein paar Fragen, die inzwischen vielleicht aufgetaucht sind, beantworten.

Was gilt es also sonst noch zu beachten?

Frau mit Plus- und Minuszeichen

Ich verweise hier nochmals auf unseren Artikel Fondsgebundene Lebensversicherung: Das musst du wissen um langfristig erfolgreich & kostengünstig Geld anzulegen , in dem ich schon auf einige dieser Punkte eingegangen bin. Sehen wir uns hier trotzdem nochmals schnell zusammengefasst die Vorteile, aber auch Nachteile einer FLV an. 

Vorteile

  • Komplette Steuerfreiheit auf deine Gewinne. Diese Steuerfreiheit ist aufgrund der Gesetzeslage und der Tatsache, dass du einen einzelnen Vertrag abschließt auch viel gesicherter als bei einer Depotlösung. Vor allem müssen wir über einen Zeitraum von >40 Jahren nachdenken.
  • Fixes Kostengerüst. Grundkosten können bei den guten Anbietern NICHT indexiert oder anderweitig verändert werden. Diese Planungssicherheit hast du sonst nirgends. Damit du ein Gefühl bekommst: Bei den Lieblingsvarianten von uns sprechen wir hier ab 65 Jahren z.B. von ca. 0,04 bis 0,07 % p.a. (umgerechnet) auf das veranlagte Vermögen. Das ist praktisch nichts. Und du bezahlst bei Umschichtungen keine Extra-Kosten für Ausgabeaufschläge.
  • Bestandsrückvergütungen bei aktiv gemanagten Fonds. Du bekommst Kosten zurück, die normalerweise die Versicherung bzw. die Depotbank einbehält. Über lange Zeiträume sollte man dies nicht vernachlässigen.
  • Laufende Beratung ist inkludiert. Dies gilt, wie vieles in diesem Artikel, natürlich explizit für FiP.S. Bei uns bezahlst du keine Extra-Kosten für die Beratung, außer du entscheidest dich für einen Honorar-Tarif (auch das bieten wir an). In der Rechnung vorhin habe ich bei der FLV aber explizit eine Variante mit inkludierten Beratungs-Kosten gewählt. Die Werte der FLV von oben waren also inklusive einer Beratung über die gesamte Laufzeit. Normalerweise würde dies bei einer Beratung alle 1-2 Jahre zusätzliche Kosten von ca. 5.000 € über eine Laufzeit von 45 Jahren verursachen – und hier müsste man noch den Zinseszins-Effekt und eine Indexierung der Kosten beachten.
  • Du kannst frei entscheiden, wie du dein Geld konsumierst und hast die Möglichkeit einer Rentenzahlung. Du musst jetzt noch nicht fix festlegen, ob du das Kapital auf mehrere Einzelzahlungen aufteilst, oder ob du alles auf einmal willst, oder ob du vielleicht eine lebenslange Rente bekommen möchtest. Sollte die Lebenserwartung drastisch ansteigen und z.B. von 96 Jahren auf 120 Jahre springen (das ist aufgrund des medizinischen Fortschritts nicht völlig utopisch), dann macht eine Rentenzahlung natürlich sehr viel Sinn. Bei den Top-Anbietern hast du nämlich eine garantierte Rententafel mit heutigen Werten. Die Rente wird dann lebenslang ausbezahlt. Wenn du also deutlich älter als angenommen wirst, dann erhältst du mehr Kapital als eigentlich im Topf liegt. Bei einem Depot wäre das Kapital bereits aufgebraucht.

Ich könnte hier noch weitermachen, aber mit den Infos aus diesem Artikel und den bereits zuvor erwähnten, solltest du bereits ein gutes Gesamtbild haben. Welche Nachteile muss man beachten?

Nachteile

  • Flexibilität. Im Vergleich zu einem Depot ist die FLV natürlich nicht so flexibel. Die FLV ist zwar nicht so starr, wie es auf den ersten Blick wirkt, jedoch trotzdem nicht so flexibel wie ein Depot. Du kannst bei den meisten FLVs im ersten Jahr den Betrag nicht nach unten senken. Im 2. und 3. Jahr kannst du dann um 50 % reduzieren und ab dem 4. Jahr kannst du machen, was du willst. Erhöhen kannst du immer. Aufgrund der Kostenstruktur macht die FLV auch nicht für 3-4 Jahre Anlagehorizont Sinn, sondern erst ab 15-20 Jahren aufwärts.Wenn man dies von Anfang an beachtet, dann sollte es keine Probleme geben, da man ja zwischenzeitlich reduzieren bzw. die Einzahlung sogar stoppen kann. Es ist auch möglich Kapital aus dem Vertrag zu entnehmen und später wieder einzuzahlen. D.h. grundsätzlich ist die Flexibilität zwar nicht so hoch wie bei einem Depot, aber nicht so eingeschränkt, wie es vielleicht auf den ersten Blick wirkt.
  • Fondsauswahl. Je nach Anbieter steht dir eine andere Fondsauswahl zur Verfügung. Dies ist nicht mit einem Depot zu vergleichen, wo dir tausende Fonds zur Verfügung stehen. Aber: Bei unseren Spezialanbietern und Tarifen haben wir Indexfonds (du kannst hier also MSCI World, MSCI EM, S&P 500, Small Caps, MSCI Europe, etc. problemlos besparen) und die besten gemanagten Fonds. D.h. auf dem Papier ist die Auswahl eingeschränkt, in der Praxis aber kein wirklicher Nachteil. Erwähnen wollte ich es trotzdem.

An diesem Punkt hast du vermutlich noch ein paar Ideen bzw. Fragen…

Ja, aber kann sich nicht auch bei der FLV etwas ändern?

Selbstverständlich könnte eine Versicherungssteuer erhöht werden. Doch ich sehe kein Szenario, mit hoher Wahrscheinlichkeit, in dem eine Versicherungssteuer erhöht wird, aber eine KESt gleichbleibt oder gesenkt wird. 

Ja, aber wenn die KESt tatsächlich abgeschafft werden würde, soll ich dann nicht einfach bis dahin am Depot sparen und dann erst später zur FLV wechseln, wenn sich wieder etwas ändert?

Nein. Das hat zwei Gründe:

1. Du bezahlst ja 4 % Versicherungssteuer auf deine Einzahlungen (außer die Versicherungssteuer würde fallen). D.h. wenn du hier nach 20 Jahren wechseln würdest, dann sind diese Kosten viel höher als die Kosten der laufenden FLV. Denn bei der FLV bezahlst du die 4 % Versicherungssteuer ja nur auf die Einzahlung und nicht auf das Kapital, das sich durch die Rendite vermehrt hat. Wenn du allerdings erst in 20 Jahren das Geld einzahlst, dass sich angesammelt hat, dann ist das deutlich mehr als deine Einzahlungen laufend über 20 Jahre. Doch das ist gar nicht der Hauptgrund. Falls die Versicherungssteuer nämlich auf 0 % gesetzt wird, dann gilt noch immer:

2. Die Kosten der FLV (zusätzlich zur Versicherungssteuer) berechnen sich ebenfalls anhand der Einzahlungen. Hier gilt also dasselbe wie bei der Versicherungssteuer. Du wirst insgesamt deutlich teurer kommen. Von dieser Strategie ist also abzuraten. Um das ganze greifbarer zu machen: Nach 20 Jahren hättest du ca. 180.000 € angespart. Wenn du noch bis zum 65 Lebensjahr einzahlst, dann sind das noch ca. geplante 70.000 € Einzahlung (ohne Versicherungssteuer). Deine Kostenbasis für die Berechnung wäre dann ca. 250.000 €. Bei der Ansparung von Beginn in der FLV ist deine Kostenbasis etwas unter 140.000 €. Wir sprechen hier dann von ca. 80 % höheren Kosten. Also keine so coole Idee 😉

Außerdem muss man beachten, dass es eben nicht sicher ist, wie die Vertragslandschaft dann wirklich aussieht und welche gesetzlichen Regelungen für Neuabschlüsse sonst noch gelten. In einen bereits bestehenden Vertrag kann schwer eingegriffen werden. Hier gibt es meist Stichtagsregelungen. Deshalb ist es sinnvoll jetzt eine FLV zu haben und nicht erst in 20 Jahren.

Was heißt das alles bisher für uns?

Podest mit 1., 2. und 3. Platz

Mit Beratung ist die FLV auch bei einer 100 % Abschaffung der KESt, die sich nie wieder ändert, zu bevorzugen. Ohne Beratung ist es, unter Berücksichtigung von selbst geringen Wahrscheinlichkeitsszenarien, anzuraten einen Teil langfristig in einer FLV zu sparen. Denn das Risiko, dass sich die Regelung im Vergleich zur jetzt geltenden verschlechtert (anstatt 27,5 % KESt gelten zum Beispiel 32,5 % KESt), ist nicht 0 %. Eines sollte man ebenfalls noch explizit erwähnen: Ein Wertpapierdepot ist nicht schlecht. Bitte verstehe diese Analyse nicht falsch. Es geht mir hier nur um den expliziten Vergleich zwischen Depot und FLV für die ganz langfristige Anlage.

Altverträge (bei FLVs) werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit immer in der alten Regelung bleiben (hier gibt es historisch auch Beispiele aus Deutschland). Selbst wenn du also glaubst, dass du niemals eine Beratung haben willst und annimmst, dass du das gleiche Ergebnis erzielen wirst wie mit Beratung, ist es sinnvoll eine FLV-Strategie zu haben. Ich gehe hier nicht darauf ein wie realistisch oder unrealistisch diese Annahmen (gleiches Ergebnis ohne Beratung) sind. Dazu kannst du selbst Wahrscheinlichkeitsrechnungen machen 😉 

Szenario 2: Die Kapitalertragssteuer wird nur bis zu einer gewissen Obergrenze abgeschafft

Schere schneidet kleinen Teil von Steuern herunter

Aufgrund der Analyse in Szenario 1, sollte dir bereits klar sein, dass das Ergebnis hier immer nur besser für die FLV werden kann. Sollte es also eine Obergrenze bei der KESt-Freiheit geben, und diese nicht bei >1.000.000 € liegen, dann wird die FLV deutlich besser. Egal ob du viel oder wenig sparst bei Grenzen wie 20.000, 50.000 oder 100.000 € wird eine FLV immer die erste Wahl sein. In unserem Beispiel haben wir bei 400 € monatlich bis 65 ca. 500.000 € und bis 75 ca. 900.000 € erreicht. Hier sind wir also deutlich über diesen Obergrenzen. Ich denke wir können uns die Analyse für Obergrenzen also sparen, da die FLV, auch ohne Obergrenzen, Teil einer jeder langfristigen Geldanlage-Strategie sein sollte.

Lieber möchte ich nochmals einen anderen Blick auf das Kostenthema werfen

Die Kosten für eine FLV und die Versicherungssteuer sind der Eintrittspreis, den man für die Vorteile die wir vorhin aufgelistet haben, bezahlt. Selbst wenn du glaubst, dass du niemals eine Beratung brauchst, niemals in Mischfonds anlegen musst, und trotzdem ein gleichwertiges Ergebnis erzielst, dann wäre dein Risiko, bis du 75 Jahre alt bist bei ca. 36.000 € oder bei 4 % geringerem Ergebnis als mit der FLV. Um die 36.000 € in Relation zu setzen: Bei 3 % Inflation ist das etwas unter 10.000 € Kaufkraft aus heutiger Sicht (bei 2 % etwas unter 15.000 €).

Sollte eine KESt-Abschaffung allerdings schnell wieder rückgängig gemacht werden oder nur mit sehr geringen Obergrenzen/Freibeträgen gelten oder eine KESt vielleicht sogar erhöht werden, dann liegt dein “Risiko” bei über 270.000 € bzw. mindestens 28 % weniger Vermögen. 

Bei diesen Quoten zahle ich den Preis der FLV sehr gerne. Die Wahrscheinlichkeit, dass man mit der (richtigen) FLV schlechter abschneidet als am Depot ist für mich bei fast 0 %. Und das absolute worst-case Szenario wäre bei ca. 4 % weniger angespartem Vermögen. 

Den Stein hinter dem sich die FLV versteckt drehe ich gerne um. Es ist weit und breit keine Schlange in Sicht und mein Stresslevel bei einer FLV liegt bei 0 % ;)

Deine nächsten Schritte

1. Wenn du wissen willst, welche drei Finanzplanungsfehler du nicht machen solltest, worauf es bei Versicherungen wirklich ankommt und wie du zu Boni für Uni- und FH-Absolventen in allen Finanz-Bereichen kommst, dann solltest du dir unseren ultimativen Finanzplanungsguide downloaden.

Der ultimative Finanzplanungsguide für Uni- und FH-Absolventen bzw. Studenten

2. Wenn du sofort damit beginnen willst, deine Finanzplanung besser zu machen, egal ob im Versicherungs- oder Anlagebereich, dann sprich mit uns. Österreichweit per Video. Kostenfrei & unverbindlich. Mit Spezialdeals für Uni- und FH-Absolventen. Für mehr Infos klicke den Button.

Wie geht's weiter?
Autor: Florian Märzendorfer

Fan von indischem Essen, Finanzplaner & Co-Founder von FiP.S.

Hasst Strandurlaube & verabscheut Beistrichregeln.

SUCHE

NEUE GUIDES

Der ultimative Finanzplanungsguide für JungakademikerInnen zum Jobeinstieg

Finanzielle Freiheit, Akademikerboni, Absicherung & Geldmanagement leicht gemacht

Jetzt Lesen

Der FiP.S Bitcoin Guide: Alles was du zu Bitcoin wissen musst

Was du über Bitcoin wissen solltest und was du machen musst, damit du deine Bitcoins nicht verlierst

Jetzt Lesen

FiP.S Service

Finanzierung für AkademikerInnen

Du bist gerade dabei deinen Immobilienkauf zu planen oder kurz vorm Kauf? Hol' dir die besten Konditionen & spar zehntausende Euros... Online & ohne Bullshit.
Erfahre mehr

Finanzplanung für AkademikerInnen

Egal ob Versicherungen, Vorsorge, Geldanlage oder Finanzierung... Hol dir in allen Bereichen Spezialdeals für Akademiker. Kostenlos, Unverbindlich & Online.
Erfahre mehr

FiP.S Tools

Pensionsvorsorge-Rechner

Es sind nur ein paar Eckdaten notwendig und du kannst dir deine persönliche Altersvorsorge-Situation berechnen...
Zum Pensionsrechner

FiP.S App

FiP.S auch als App

Für Finanzplanungs-Klienten gibt es FiP.S auch als App. So hast du deine Angebote, Verträge & Co noch schneller griffbereit.
Erfahre Mehr
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner