Was passiert, wenn Banken Geld drucken? | FiP.S

Finanzwissen einfach erklärt: Quantitative Lockerung und was passiert, wenn Banken Geld drucken?

Bank und Geld aus Zylinder

David Copperfield ist einer der bekanntesten Zauberkünstler aller Zeiten

In den 80er und 90er Jahren gehörte Copperfield vermutlich zu den bekanntesten Menschen auf der Welt. Für sein achtes Fernseh-Special reiste er nach China, um durch die Chinesische Mauer zu gehen. Dies war eine moderne Interpretation einer Illusion die bereits Harry Houdini vorführte, der bei seinen Bühnenshows scheinbar durch eine Ziegelwand gehen konnte. Copperfield modernisierte den Trick und suchte sich dafür die wohl bekannteste Mauer die es gibt aus. 

Anfang der 90er Jahr schwebte und flog Copperfield sogar auf der Bühne. Besonders war daran, dass er nicht nur auf einer geraden vertikalen Ebene schwebte, sondern scheinbar nach Belieben tatsächlich über die Bühne fliegen konnte – egal wohin. Zum Repertoire eines jeden Zauberers gehören auch “Verschwinde-Tricks”. Copperfields bekanntester “Verschwinde-Trick” ist wohl aus seinem 1983er TV-Special. Während Houdini Elefanten verschwinden ließ und Copperfield selbst bereits Flugzeuge in Luft auflöste, so setzte er 1983 noch einen drauf. 

Vor den Augen fröstelnder Zuschauer ließ er die Freiheitsstatue verschwinden. 

Banken haben ebenfalls einen speziellen Zaubertrick

Doch sie lassen im Gegensatz zu den bekanntesten Zauberkünstlern keine Gegenstände verschwinden, sondern sie zaubern Geld aus dem Nichts hervor. Doch so wie es sich bei Copperfield und seinen Kollegen nicht um “echte” Magie handelt, so hat auch die Geld-Druck-Show der Banken nichts Übernatürliches an sich. Zumindest wirst du am Ende dieses Artikels wissen was hinter den Kulissen passiert. Sowohl bei Copperfield als auch bei den Banken.

Folgende Dinge wollen wir in diesem Artikel im Detail behandeln:

  • Was versteht man eigentlich unter “Geld drucken”?
  • Was ist die quantitative Lockerung (quantitative easing) und führt dies zwangsläufig zur Preisinflation?
  • Wie finanzieren sich Staaten und was hat das mit der quantitativen Lockerung zu tun?
  • Was bedeutet das für dich und dein Erspartes?

Was versteht man eigentlich unter “Geld drucken”?

Drucker der Geldscheine druckt

Bevor wir über Geld drucken sprechen, müssen wir uns damit beschäftigen, von welcher Geldmenge wir eigentlich sprechen. Wir haben in unserem Artikel Inflation: Was musst du wissen? Wie schützt du dich davor? bereits über M0, M1 und M2 gesprochen. Das sind die Definitionen verschiedener Geldmengen. Für ein Verständnis was passiert, wenn Geld gedruckt wird, ist es notwendig grob zwischen zwei verschiedenen Geldmengen zu unterscheiden. 

Die monetäre Basis, oder auch Basisgeld bzw. M0 genannt, ist das sogenannte Zentralbankgeld. Auf Englisch wird dies als “base money” bezeichnet. Dazu zählt im Umlauf befindliches Bargeld & Münzen und das Zentralbankgeld, das von Geldinstituten bei der Zentralbank gehalten wird. Für unsere Analyse ist vor allem das Zentralbankgeld relevant. 

Als “Broad Money” wird meist alles über und inklusive M2 bezeichnet. Was fällt hier alles darunter? Termineinlagen, Sparguthaben, Geldmarktfonds und andere cashartige Bestände.

Diese Unterscheidung verwirrt dich im Moment vielleicht noch wenn du sie das erste Mal hörst, doch für ein Grundverständnis rund ums Thema Geld drucken ist im ersten Schritt nur notwendig, dass du gedanklich zwischen Basisgeld, das durch Zentralbanken gesteuert wird, und “broad money” unterscheidest. Falls du dich gerade fragst, warum dich das Thema Geld drucken überhaupt interessieren soll: Die Maßnahmen von Zentralbanken, Fiskalpolitik & Co haben konkrete Auswirkungen sowohl auf die Vermögenspreise (Aktien, Anleihen, Gold, …) als auch auf die Verbraucherpreise (Waren und Dienstleistungen die du konsumierst).

Wer druckt jetzt eigentlich Geld, wie wird Geld gedruckt und was sind die Folgen?

Bevor wir uns ein paar Begriffe ansehen, die du vielleicht aus den Medien kennst, sollten wir nochmals eines festhalten:

Das Basisgeld wird mehr, wenn eine Zentralbank ihre Bilanz ausweitet. Und ja eine Zentralbank kann ihre Bilanz ausweiten, indem sie Geld aus dem Nichts erschafft. Dieses Geld wird heutzutage nicht mehr physisch gedruckt, sondern einfach digital erzeugt. Eine Erhöhung des Basisgeldes merkst du nicht unbedingt bei deinen täglichen Einkäufen. D.h. die typische Preisinflation, die oftmals mit “Geld drucken” verbunden wird, ist, bei alleiniger Ausweitung des Basisgeldes, keine unmittelbare Folge. Wir sehen uns das im Laufe des Artikels noch genauer an. 

Wenn “broad money” steigt, dann spüren wir das sehr wahrscheinlich auch im Geldbeutel. Denn dieses Geld kommt auch in der Realwirtschaft an. Wenn eine Kommerzialbank einen normalen Kredit bzw. Hypothekarkredit (für die Anschaffung einer Immobilie) vergibt, dann hat der Konsument einerseits eine Schuld gegenüber der Bank, andererseits wurde auch ein neues Guthaben geschaffen, dass dafür verwendet wird ein Haus, ein Auto oder was auch immer zu kaufen. Die Vergabe des Kredites ist also ein “Geld drucken”, das Geld auch in der Realwirtschaft ankommen lässt (wir sprechen noch darüber, warum das beim Drucken von Basisgeld nicht der Fall sein muss). 

Das gleiche gilt für die Defizite von Staaten. Wenn der Staat mehr Geld ausgibt, als er über Steuern einnimmt, sei es zum Beispiel durch Sozialleistungen, Steuerzuckerl, Helikoptergeld oder Förderprogramme, dann erhöht sich dadurch das realwirtschaftlich verfügbare Geld für den privaten Sektor. Defizitäre Staatsausgaben können also ebenfalls als “Geld drucken”, das in der Realwirtschaft ankommt, bezeichnet werden, wenn diese Defizite durch neues/frisches Geld finanziert werden.

An diesem Punkt macht es Sinn, dass wir über “quantitative Lockerung” sprechen.

Was ist die Quantitative Lockerung?

3 Zylinder mit Geld

Im Englischen sprechen wir von Quantitative Easing (kurz QE). Das Wort ist ein Euphemismus für folgendes: Eine Zentralbank erschafft neues Geld um Staatsanleihen oder andere Vermögenswerte zu kaufen. Und ja, nochmals, das Geld wird einfach aus dem Nichts erschaffen. Seitens der Zentralbanken wird oftmals argumentiert, dass nach dem Überwinden der Krise (oder für was auch immer QE initiiert wurde) die Bilanz der Zentralbank wieder auf ein normales Level zurückgeführt wird. D.h. die Zentralbank würde in diesem Fall zum Beispiel die gekauften Staatsanleihen am Markt verkaufen oder würden sie einfach auslaufen lassen und das Geld, das dann zurückkommt würde wieder “in Luft aufgelöst” werden. In dem Fall würden beide Seiten der Bilanz (Aktiva und Passiva bzw. Vermögen und Verbindlichkeiten) der Zentralbank kleiner werden. 

Die Historie zeigt uns (wenn wir als Beispiel die 2008er Krise nehmen), dass dies ein Luftschloss der Zentralbanken ist

Als die FED im Jahr 2018/2019 dies versucht hatte, scheiterte sie und antwortete mit noch mehr QE. Und das noch vor der Covid Krise. Die Corona-Situation führte weltweit übrigens zu QE zum Quadrat – die Zentralbanken weiteten ihre Bilanzen massiv aus. Die Annahme, dass es tatsächlich zu dramatischen “quantitative tightening”, also der Rückführung dieser Maßnahmen kommen wird, ist illusorisch. 

Bevor wir uns jetzt ansehen wozu QE führen kann, sollten wir noch besprechen, warum es überhaupt zu QE kommt und deshalb analysieren, wie sich ein Staat eigentlich finanziert.

Wie finanziert sich ein Staat bzw. eine Regierung normalerweise?

Ein Staat finanziert sich über die Steuern, die er der Wirtschaft entzieht (das ist nur ein bisschen wertend gemeint ;)) und diese dann der Wirtschaft via Staatsausgaben wieder zuführt. Wir diskutieren an dieser Stelle nicht, ob die Steuersätze zu hoch sind, wie grob die Misswirtschaft einzelner Staaten ist und ob Steuern allgemein als Raub & Diebstahl bezeichnet werden können. 

Zusätzlich kann sich ein Staat natürlich auch über Schulden Geld in die Kasse holen

Der Staat gibt also Anleihen aus, die von Bürgern, Unternehmen & Co gekauft werden können. Als Anleihekäufer bekommst du einen gewissen Zinssatz und am Ende (hoffentlich) dein Geld zurück. Du kannst dir das wie einen Kredit vorstellen, den du dem Staat gibst und dafür Zinsen erhältst. Viele Staaten tilgen diese Kredite aber niemals wirklich, sondern begeben einfach wieder neue Anleihen, um die alten Anleihen abzubezahlen. Und ja, das hat ein bisschen etwas von einem Ponzi-System.

Das ist nicht unbedingt ein akutes Problem, kann aber dazu führen, dass sich Länder langsam aber sicher in eine Schuldenspirale manövrieren

Wie das im Detail abläuft, kannst du in unserem Artikel Finanzwissen einfach erklärt: BIP, Staatsanleihen, Schuldenspirale & Co  nachlesen. Dort findest du auch nochmals Staatsanleihen etwas näher erklärt. Der Fokus für diesen Artikel liegt aber auf etwas anderem: Wird in diesem Zuge neues Geld erschaffen? Nein. Denn das Geld mit dem du oder eine Pensionskasse beispielsweise Anleihen des Staates kauft, war ja bereits da.

D.h. hier wird kein neues Geld erschaffen. Wenn die Anleihen nicht von der lokalen Wirtschaft gekauft werden, sondern aus dem Ausland (Fremdstaaten kaufen zum Beispiel Staatsanleihen anderer Länder), dann kann dies im ersten Moment für die lokale Wirtschaft zwar noch vorteilhafter sein (da Geld ja nicht der lokalen Wirtschaft entzogen wird, sondern aus dem Ausland kommt), aber neues Geld wurde hier trotzdem nicht erschaffen. 

Anders sieht es bei einer quantitativen Lockerung aus

Nehmen wir mal an, dass sowohl international als auch in einem Land selbst niemand mehr die Anleihen eines Staates kaufen will. Natürlich könnte eine Regierung damit beginnen den Sparstift anzusetzen und ihre Ausgaben senken (d.h. zum Beispiel auch Pensionen senken, Sozialleistungen kürzen, usw.). Sie könnten auch die Steuern erhöhen. Wie populär diese Maßnahmen sind, brauche ich dir vermutlich nicht zu erklären. Diese Schritte werden also selten gesetzt – zumindest nicht plötzlich. Steuern werden meist schleichend erhöht und Sozialleistungen langsam gekürzt. Was macht man also, wenn mehr Kapital notwendig ist?

Hier kommt eben “Quantitative Easing” ins Spiel

Die Zentralbank des jeweiligen Landes erschafft neues Geld. Aus dem Nichts. Aber nicht so wie in Haus des Geldes – wie bereits eingangs erwähnt, muss der physische Drucker dazu nicht mehr angeworfen werden. Sie drücken einfach einen Knopf und erschaffen neues, digitales Geld. Mit diesem neu erschaffenen Geld kauft die Zentralbank dann zum Beispiel Staatsanleihen (die zu diesem Zinssatz meist sonst niemand mehr kaufen möchte). Dieser Vorgang unterscheidet sich also dramatisch von der Ausgabe neuer Staatsanleihen die von nationalen oder internationalen Käufern abgenommen werden. Hier wird tatsächlich neues Geld aus dem Nichts erschaffen, um Staatsschulden zu kaufen, damit der Staat mehr Geld in die Wirtschaft (dazu zählen auch Sozialleistungen inkl. Pensionen & Co) pumpen kann, das er vorher der Wirtschaft nicht entzogen hat. 

Dies funktioniert nur in einem Fiat-Geldsystem

Mehr zum Geldsystem an sich, kannst du in unserer Artikelserie Gedanken über Geld  nachlesen. Ich habe dies bereits erwähnt, aber es kann nicht schaden, dies nochmals zu erwähnen: So wie es aktuell aussieht, wird dieses neu erschaffene Geld NICHT wieder der Wirtschaft entzogen. Kurze Perioden von “quantitative tightening”, d.h. dass das Geld tatsächlich der Wirtschaft wieder permanent entzogen wird und die Zentralbanken ihre Bilanzen kürzen, sind sporadisch und nicht von Dauer. Das Versprechen der Zentralbanken die Bilanzen wieder auf ein normales Niveau zu senken, ist wohl wie das Versprechen das Pinocchio seinem Ziehvater Gepetto gibt wenn er behauptet, dass er ein guter und gehorsamer Sohn sein wird. Bei den Zentralbanken wird die Nase halt nicht automatisch länger 😉

Irgendwann gibt es einen “point of no return”. Als gutes Beispiel dient Japan. Hier hat man das Gefühl als ob wir irgendwann den Punkt erreichen, wo die Zentralbank die gesamten Staatsschulden des Landes besitzt.

Warum ist es so schwierig aus der “QE für immer – Falle” wieder herauszukommen?

Mann und Frau in Falle

Im bereits erwähnten Artikel Finanzwissen einfach erklärt: BIP, Staatsanleihen, Schuldenspirale & Co  sehen wir uns im Detail an, was die Möglichkeiten wären, um Schulden abzubauen. Wenn es explizit um QE geht, dann müssten vermutlich als erstes Krisen-Interventsionsprogramme und Sozialleistungen (egal ob Kranken- oder Pensionssysteme) verändert werden. Die Regierung die diese Maßnahmen angeht, wird sich nicht lange halten. Die Staaten tun sich also schwer dem Gelddrucker via QE zu widerstehen. Es ist wie das Lied der Sirenen. Leider ist die Konsequenz die gleiche: Anstatt sich in die Fluten des Meeres zu stürzen, fallen die Länder immer tiefer in den Schulden- und Geldentwertungsgraben. 

Ja, aber sind die Zentralbanken nicht unabhängig?

Ein Staat kann doch nicht einfach durch die Zentralbank Geld nach Belieben drucken. Na ja, am Papier ist eine Zentralbank vielleicht unabhängig. Die Realität ist weitaus verschwommener. Wenn du ein Keksrezept für den perfekten Keks hast, dann sollte jede Person ihn zu 100% perfekt backen können. Theoretisch stimmt dies, doch in der Realität beobachten wir unter anderem unterschiedliche Zutaten, menschliches Versagen und Schwankungen der Ofentemperatur die die Party verderben. Also ja, das Rezept der unabhängigen Zentralbank schaut am Papier gut aus, aber der Keks ist in der Realität leicht bis schwer verbrannt. Im Moment deutet vieles darauf hin, dass die Kekse zu Briketts werden.

Eine entscheidende Frage, die man sich bei dem ganzen stellen sollte ist: Was sind die Konsequenzen daraus? Insbesondere wollen wir die Frage beantworten: Führt “Quantitative Easing” zwangsläufig auch zu einer Preisinflation, also einer Erhöhung der Verbraucherpreise?

Führt Quantitative Easing zu höheren Verbraucherpreisen? Welche Folgen hat es generell?

Einkaufswagen und Pfeile nach oben

Du erinnerst dich noch an “base money” und “broad money”? Diese Unterscheidung kommt hier wieder ins Spiel. 

Also betrachten wir verschiedene Szenarien und ihre Folgen:

  • Wenn eine Zentralbank “nur” QE betreibt, um Banken wieder zu (re)-kapitalisieren, dann hat dies nicht wirklich eine inflationäre Wirkung auf die Verbraucherpreise.

Warum? Weil dadurch im Großen und Ganzen nicht mehr Geld in Umlauf kommt, das Güter und Dienstleistungen nachfragt. Das Geld bleibt im Bankensektor und kommt nicht in der “echten” Wirtschaft an.

Die Krise 2008/2009 ist ein ganz gutes Beispiel dafür. Hier wurden vor allem die Banken gerettet, ohne dass ein Großteil des neu erschaffenen Geldes in der normalen Wirtschaft ankam. Dies war für Verbraucherpreise deshalb nicht sonderlich inflationär. “Broad money” stieg nicht rapide an.

Das bedeutet natürlich nicht, dass es generell zu befürworten ist und die Zentralbank durch QE das Problem für immer gelöst hat

Die offensichtlichen Folgen sind: Das moralische Risiko innerhalb von Banken und Finanzinstituten ist definitiv gestiegen. Wenn die handelnden Personen in Zukunft davon ausgehen können, dass sie sowieso immer gerettet werden (”too big too fail”), dann wird dies zwangsläufig zu mehr und nicht weniger Verantwortungslosigkeit führen. Aus Fehlern wird man hier nur schwer lernen. Von Fairness brauchen wir natürlich gar nicht sprechen.

Schlechtes Risikomanagement mit Bailouts zu belohnen bei denen dann Bankboni & Co ebenfalls weitergezahlt werden, die Verluste aber auf die gesamte Bevölkerung abgewälzt werden, sind moralisch nicht zu befürworten. Wenn Menschen ihre Häuser verlieren (auch wenn sie schlechte finanzielle Entscheidungen getroffen haben) und finanziell zerstört werden, aber gleichzeitig die meisten Banker, die für die schwindligen Finanzprodukte verantwortlich waren, praktisch ungeschoren davonkommen und sogar noch fette Boni kassieren, dann wird mir schlecht. Gerade in der 2008er Krise war dies in den USA der Fall.

Als kleines und mittleres Unternehmen oder auch als Privatperson kannst du ja mal versuchen bei der Zentralbank um ein Bailout zu bitten, wenn du dich verkalkuliert und schlecht gewirtschaftet hast: “Hallo, mir fehlen 100.000 €, könnt ihr mir die bitte schnell mal drucken? Danke und bis bald.” 😉 Das ist jetzt nicht ganz fair gegenüber den Zentralbanken, denn die grundsätzliche Entscheidung bezüglich der Bailouts ist natürlich großteils von der jeweiligen Regierung entschieden worden.

Doch das ist nicht alles

Zusätzlich kann QE in Kombination mit niedrigen Zinssätzen (viele Ökonomen würden hier vor allem den Grund in den niedrigen Zinssätzen sehen) womöglich zu höheren Vermögenspreisen (Aktien, Immobilien, …) führen. Wer besitzt vor allem Aktien und Immobilien? Wohlhabendere Menschen. Wobei auch hier vor allem die Fiskalpolitik der Staaten eine entscheidende Rolle spielt. Und deshalb sehen wir uns als nächstes Folgendes an:

Wann führt QE zu höheren Verbraucherpreisen?

  • Wenn eine Zentralbank QE betreibt und gleichzeitig das neue Geld auch in der Wirtschaft ankommt, dann wird dies sehr wahrscheinlich auch zu höheren Verbraucherpreisen führen.

Die Covid Krise 2020 dient als gutes Beispiel dafür. Hier wurde QE in einem zuvor nicht gesehenen Ausmaß betrieben. Doch das Geld war nicht für den Bankensektor an sich bestimmt, sondern kam auch in der Real-Wirtschaft an. Sei es durch das Stützen von Betrieben, durch erhöhtes Arbeitslosengeld oder andere Maßnahmen. Dadurch stieg in diesem Fall auch “broad money” deutlich an.

Anders ausgedrückt: Wenn QE dazu genutzt wird, um das Budgetdefizit eines Staates zu “finanzieren”, und somit das Geld auch in der Wirtschaft ankommt, dann wird dies über kurz oder lang sehr wahrscheinlich zu steigenden Verbraucherpreisen führen. Es steht mehr Geld zur Verfügung, das einer gleichen oder nicht so stark steigenden Anzahl von Gütern und Dienstleistungen nachjagt. Es führt also zur Geldentwertung.

In dem Zusammenhang sollten wir auch nochmals die steigenden Vermögenspreise erwähnen

Hier kommt es womöglich zum “wealth effect”, also Vermögenseffekt. Dieser besagt, dass ein Anstieg von Vermögenswerten, sei es zum Beispiel Aktien oder Immobilien, auch zu einem Anstieg beim Konsumverhalten führen kann (was wiederum die Verbraucherpreise anheizt). Der Grund dahinter ist, dass sich bei gestiegenen Vermögenspreise die Menschen reicher und wohlhabender fühlen und sie deshalb eher bereit sind mehr Geld für Konsum auszugeben.

Konsum

Natürlich ist dies alles eine vereinfachte Darstellung eines extrem komplexen Systems

Wir könnten an diesem Punkt auch noch über die Pro-Zentralbank-Politik und Anti-Zentralbank-Politik Argumente diskutieren. Generell ist es meiner Meinung nach allerdings schwierig, dass man wirklich alle first, second und third order Folgen von QE und fiskalischen Maßnahmen analysiert. Wie sich QE unmittelbar bzw. in naher und ferner Zukunft auf die Verbraucherpreise bzw. Vermögenspreise auswirkt, hängt davon ab, was mit dem neuen Geld explizit gemacht wird. Anzunehmen, dass die Erschaffung neuen Geldes aus dem Nichts, keine Konsequenzen hat, ist aber definitiv zu kurz gedacht. Die Grundannahme, dass QE aber unweigerlich und egal in welchem Szenario zu höheren Verbraucherpreisen führt, ist so auch nicht richtig.

Um das Ganze noch zu erschweren, kann man das Thema auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten

Mancher Ökonom würde behaupten, dass Zentralbanken einzig und allein Zinspolitik betreiben und keine Politik der Geldmenge. Höhere Zinsen drücken die Nachfrage, geringere Nachfrage führt zu niedrigeren Preisen. Genauso führen niedrige Zinsen zu einer höheren Nachfrage und somit steigenden Preisen. Weiters würden manche Ökonomen ausführen, dass QE ja nur dazu da ist, die langfristigen Zinsen zu beeinflussen. Somit ist QE und die Ausweitung der Geldmenge nur im minimalen Ausmaß für zum Beispiel Vermögenspreissteigerungen verantwortlich. Und verantwortlich ist nicht vorrangig die Geldmenge, sondern der niedrigere Zins. Betrachtet man ausschließlich “base money”, dann würde ich dem grundsätzlich zu einem relativ hohen Grad zustimmen.

Doch wir haben oben schon besprochen, dass man sich auch überlegen muss, ob es sich eben “nur” um QE oder QE + andere Maßnahmen handelt

Grob zusammengefasst kann man sagen, dass uns mit dem Blick auf den Anstieg von Verbraucherpreisen hauptsächlich “broad money” interessiert und sich diese Geldmenge vor allem durch die Kreditvergabe von Banken und durch Haushaltsdefizite der Staaten (die durch neu erschaffenes Geld finanziert werden) erhöht. “Base money” wird von den Zentralbanken erschaffen oder zerstört. Eines macht die Diskussion, über die Folgen von Geld drucken auf die Verbraucherpreise, besonders schwierig, aber auch spannend:

Wir leben eigentlich in einer Welt, in der Preise einem deflationären Druck ausgesetzt sind

Teil von Geldschein wird abgeschnitten

Das heißt, wenn man sich zum Beispiel die Ausweitung von “broad money” über einen x-beliebigen 20-jährigen Zeitraum ansieht und in diesem Zeitraum die Verbraucherpreisinflation gar nicht oder nur gering gestiegen ist, obwohl broad money stark gestiegen ist, dann heißt das nicht, dass eine Ausweitung der Geldmenge nicht zur Geldentwertung führt. Denn der deflationäre Druck auf Preise verbirgt je nach Situation & Periode zu einem höheren oder niedrigeren Grad die Auswirkungen der Geldschöpfung auf den Geldwert. Was wirkt sich jetzt unter anderem deflationär auf Preise aus?

Technologischer Fortschritt führt dazu, dass wir immer bessere Produkte, zu immer günstigeren Preisen bekommen

Wir werden durch Technologie effizienter und produktiver. Am meisten merkst du das selbst, wenn du dir zum Beispiel die Preise von Fernsehern ansiehst. Wir bekommen Jahr für Jahr dramatisch bessere Geräte zu deutlich günstigeren Preisen (vergleiche zB einen Fernseher um 1.000 € heute vs. einen Fernseher um 1.000 € vor 10 Jahren). Ein Buch, das sich speziell mit dem Thema Deflation durch Technologie beschäftigt ist: Der Preis der Zukunft von Jeff Booth.

Durch die Globalisierung werden Waren nochmals günstiger hergestellt 

Unter welchen Bedingungen dies für die jeweiligen Arbeitskräfte geschieht, sei für diese Diskussion einmal ignoriert. Das ist wieder ein anderes Thema. Es ist egal ob dieser Effekt durch günstigere Arbeitskräfte im eigenen Land oder durch die Auslagerung der Produktion ins Ausland geschieht (siehe zum Beispiel die Globalisierung von 1990 bis in die 2020er Jahre: Hier wurde der günstige Arbeitskräftepool aus China & Co angezapft). Je nach Land spielt natürlich auch die Demographie eine Rolle. Japan hat beispielsweise eine stark alternde Gesellschaft, die schrumpft. Die Nachfrage nach Gütern ist hier sicherlich anders als in einem Land mit stark wachsender Bevölkerung. 

Auch die Verteilung des Vermögens hat eine Auswirkung auf Preise

Wenn beispielsweise die Reichen immer reicher werden, dann wirkt sich dies nicht zwangsläufig auf die täglichen Preise, die ein Normalbürger bezahlt, aus. Denn der Multi-Milliardär wird, wenn er eine weitere Milliarde mehr hat, deswegen nicht mehr Milch, Brot, Eier, Kleinwagen oder Fahrräder kaufen. Der Preis von Vermögenswerten wie Immobilien oder Aktien bzw. der Preis von Luxusautos oder einer Yacht wird hier eher steigen. 

Dies bedeutet, dass grundsätzlich die Preise fallen sollten 

Wir müssten also bei jeder Analyse der Auswirkung von Geldmengenausweitung auch exakt berücksichtigen welche anderen Variablen Einfluss auf das Preisniveau haben. Die Komplexität davon ist schwer fassbar. Die Inflation nach der COVID Krise 2020 ist beispielsweise nicht ausschließlich und zu 100 % auf die Geldmengenausweitung zurückzuführen. Natürlich spielt der Krieg in der Ukraine, die Sanktionen gegen Russland und die Folgen daraus ebenfalls eine Rolle. Doch sie sind definitiv nicht allein für die gesamte Verbraucherpreisinflation verantwortlich. Wenn die deflationären Einflüsse einmal wegfallen oder zumindest abgeschwächt werden, egal durch was, dann erhaschen wir einen Blick hinter den Vorhang der Konsequenzen der Geldmengenausweitung (Anmerkung: Hier spreche ich explizit von “broad money”) und spüren deutlicher als sonst, was passiert.

Was bedeutet das alles für uns und wie kannst du reagieren?

Mann und Frau denken über Geld nach

Bevor wir uns ansehen, was das für dich, deine Geldanlage und dein Erspartes bedeutet, sollten wir noch besprechen, warum kein Ende der Inflation in Sicht ist. Ich meine damit nicht, dass wir dauerhaft über 5 oder 8 oder 12 % Inflation sehen werden, sondern, dass wir im aktuellen System IMMER Inflation haben werden. Das explizite Ziel der meisten größeren Zentralbanken weltweit ist 2 % Inflation. Warum? So genau wird dir das keiner sagen können. In Teil 2 unserer Artikelserie Gedanken über Geld bin ich auf das Thema (inkl. einem “deep dive” rund ums Thema Deflation) schon genauer eingegangen. Kurz zusammengefasst: 

  • 2 % Verbraucherpreisinflation ist für die meisten Menschen inzwischen die Norm. Genau das wird erwartet und auch akzeptiert. Bei höheren Zahlen wird es zu schnell offensichtlich, was passiert. Deshalb wirst du von Zentralbankern und Politikern auch selten bis nie hören, dass möglicherweise die Geldmengenausweitung im Zuge defizitärer Budgets eine Rolle bei der Verbraucherpreisinflation spielt. Schuld ist immer etwas oder jemand anderes.
  • Unser gesamtes Finanz-System ist auf Schulden aufgebaut. Ohne kontinuierliche Inflation würde das System bei den aktuellen Schuldenständen der Länder und der gängigen Fiskalpolitik kollabieren. Denn wenn die Schulden real immer mehr werden, dann wird es immer schwerer sie zu bezahlen bzw. es wird irgendwann gar nicht mehr möglich sie auf normalen Wegen zu bezahlen. Und dann wird wohl eher zum Gelddrucker gegriffen als zum Staatsbankrott. Zumindest wenn der Staat die Möglichkeit hat, sein eigenes Geld zu drucken. Als Basiscase können wir also davon ausgehen, dass Politik, Zentralbanken & Co weiterhin Inflation bevorzugen. 

In unserem Artikel Signal vs. Rauschen: Wie du bei Finanzen, Versicherungen & Co das Rauschen ausblendest  beschreiben wir den Unterschied zwischen Lärm und echtem Signal mit hohem Informationsgehalt. Das Signal, das du nach der Lektüre dieses Artikels mitnehmen solltest, ist, dass die zwei Extremszenarien (auf die gehe ich mit noch mehr Detail in unserem Artikel Finanzwissen einfach erklärt: BIP, Staatsanleihen, Schuldenspirale & Co ein) folgende sind: (1) Staatskonkurse weltweit mit allen Extremfolgen (2) Die Gelddruckmaschinerie inkl. Folgen wird nicht enden. 

Unsere Empfehlung ist schon seit längerer Zeit für mehrere Szenarien gerüstet zu sein

Szenario (2) halte ich für realistischer, also würde ich empfehlen, dass man diesem etwas mehr Gewichtung schenkt und somit in seinem Gesamtportfolio unbedingt knappe/harte Vermögenswerte inkludiert (zB Gold), aber natürlich auch Aktienfonds (die langfristig in diesem Szenario ebenfalls profitieren werden). Natürlich gehört das jeweilige Portfolio und die Anlagestrategie an deine individuelle Situation angepasst. Je nachdem wie dein Einkommen, dein bereits bestehendes Vermögen und die Lebensplanung aussieht, wird sich auch die spezielle Empfehlung für dich verändern. 

Wie wir eingangs erwähnt haben, gibt es nichts Übernatürliches am Geld Drucken von Banken

Du weißt in Zukunft hoffentlich, was es bedeutet, wenn neue Runden von “Quantitative Easing” oder Ähnlichem (höchstwahrscheinlich werden sie sich ein neues Wort dafür überlegen) angekündigt werden. 

David Copperfield ließ übrigens nicht die Freiheitsstatue verschwinden, sondern er verschob das Publikum. Während die Statue mit einem Tuch verdeckt wird, verschiebt sich die Bühne auf der Copperfield und das Publikum stehen. Die Statue wird dann von einem der Lichttower, die das riesige Tuch hielten, verdeckt. Und dieser Trick funktionierte ganz ohne Geldentwertung & moralische Bedenken 😉

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Autor: Florian Märzendorfer

Fan von indischem Essen, Finanzplaner & Co-Founder von FiP.S.

Hasst Strandurlaube & verabscheut Beistrichregeln.

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