Ist passives Einkommen ein Mythos? | FiP.S

Ist passives Einkommen ein Mythos?

Entspannt vor Waschmaschine und Aktienscreen

“I was only four years old when I saw my mother load a washing machine for the very first time in her life.”

Mit diesen Worten beginnt Hans Rosling seinen wohl berühmtesten TED-Talk. Rosling erzählt, dass sogar seine Großmutter eingeladen wurde, um zu sehen, wie die Waschmaschine das erste Mal benutzt wird. Die Großmutter war noch aufgeregter als die Mama von Hans. Ihr gesamtes Leben lang hatte sie Wasser mit Brennholz erhitzt und die Wäsche von sieben Kindern per Hand gewaschen. Jetzt wollte sie sehen, wie diesen Job die Elektrizität für sie erledigte. 

Rosling erzählt, dass seine Mutter vorsichtig die Waschmaschinentür öffnete und die Maschine mit Wäsche füllte. Als sie die Tür schloss, sagte seine Oma: “Nein, nein, nein, nein. Lass mich den Knopf drücken.” Und sie drückte den Knopf und sagte: „Oh, fantastisch. Das will ich sehen. Gebt mir einen Stuhl. Gebt mir einen Stuhl. Ich will es sehen.“ Sie setzte sich vor die Maschine und verfolgte das gesamte Waschprogramm. Hans Rosling fasste es so zusammen:

Für seine Großmutter war die Waschmaschine ein Wunder.

Viele Menschen suchen im passiven Einkommen ein finanzielles Wunder

Wäre es nicht großartig, wenn man ohne Arbeit, Monat für Monat und Jahr für Jahr, Geld verdient? Genau das stellen sich viele vor, wenn sie an passives Einkommen denken. So wie die Waschmaschine das Wäsche waschen per Hand ablöste, so soll passives Einkommen die aktive Arbeit ersetzen. Doch ist passives Einkommen dieses Wunder und kann es diese Erwartungen erfüllen? 

Um diese Frage(n) zu beantworten sehen wir uns unter anderem Folgendes an:

  • Was versteht man unter passivem Einkommen und welche Formen gibt es?
  • Warum träumen viele vom passiven Einkommen?
  • Wie viel Investment ist für wie viel passives Einkommen notwendig?

Starten wir mit:

Was versteht man unter passivem Einkommen? 

Geldpflanze mit Euromünzen

Für jeden bedeutet passives Einkommen ein bisschen etwas anderes. Es gibt keine offizielle Definition, aber die meisten verbinden damit: Man bezieht ein Einkommen bzw. Geld, ohne dafür aktiv arbeiten zu müssen. Im Gegensatz dazu steht aktives Einkommen – also als Angestellter beispielsweise das Gehalt welches du von deinem Arbeitgeber für die erbrachte Arbeitsleistung bekommst. 

Was sind jetzt passive Einkommensquellen?

  • Dividenden und Kursgewinne aus Aktien
  • Kuponzahlungen von Anleihen
  • Generelle Zinszahlungen, die du aus Spareinlagen bekommst
  • Alle Arten von Investments und Beteiligungen die von dir lediglich eine Einzahlung eines Betrags benötigen, ohne weiteren Aufwand
  • Tantiemen aus Büchern oder Musikstücken
  • usw.

Was dir in dieser Liste auf den ersten Blick vermutlich noch fehlt, sind Mieteinnahmen aus Immobilien. 

Diese Einnahmen würde ich allerdings zu “semi-passivem Einkommen zählen. Je nachdem wie aktiv du dich selbst um Vermietung & Mietermanagement, Reparaturservices & Co kümmerst desto eher kann es mehr Passiv- oder mehr Aktiveinkommen sein.

Das Gleiche gilt zum Beispiel auch für eBooks oder Online-Kurse. Wenn du sie nie updatest, dann sind sie vermutlich tatsächlich fast zu 100 % als passive Einkommensquelle zu sehen (die Frage die sich stellt: Wie lange ist dies ohne Updates möglich?). 

Du kannst passive Investments auch hinsichtlich Geldinvestment vs. Zeitinvestment unterteilen

Ein eBook zu planen, zu schreiben und zu vermarkten würde ich in die Kategorie Zeitinvestment einordnen. Wenn du es nicht ständig updaten und erweitern musst, dann ist das ein passives Einkommen, welches du durch ein Zeit- bzw. Arbeitsinvestment generiert hast (außerhalb von deinem “Tagesjob”). Je aufwendiger Updates sind bzw., je schneller es veraltet ist, desto mehr wird es zu einem Aktiveinkommen (du bist dann halt selbständig und nicht mehr angestellt) anstatt eines Passiveinkommens. 

Ein klassisches Geldinvestment hinsichtlich passivem Einkommen wären Fonds

Egal ob Indexfonds/ETFs oder aktiv gemanagte Fonds. Ja, du hast hier zwar auch Zeit aufgewendet (indem du arbeiten gehst), um das Kapital zur Veranlagung zu haben, aber der Unterschied ist, dass du das Geld aus deinem normalen Job angespart hast und keinen zusätzlichen Zeitaufwand außerhalb deines Jobs aufwenden musstest. Natürlich kann sich Geld- und Zeitinvestment vermischen und wird dies auch fast immer tun.

Die Suche nach einer passenden Immobilie (wenn dies für dich dein Investment der Wahl ist) wird unter Zeitinvestment fallen. Damit du eine Wohnung zur Vermietung kaufen kannst, brauchst du vorher allerdings auch genug Kapital und du benötigst zu Beginn auch ein aktives Einkommen, um einen Kredit zurückzahlen zu können. Bevor wir näher darauf eingehen, wie viel Kapital für passives Einkommen notwendig ist, möchte ich mich zuerst folgender Frage widmen:

Warum träumen viele vom passiven Einkommen?

Männchen träumt von Geld

Eines der Ziele kann sein, so viel passives Einkommen zu verdienen, dass man tatsächlich nicht mehr aktiv arbeiten müsste. Die Beweggründe dahinter können unterschiedlich sein: Vom Job der einen nervt bis hin zum Wunsch nach mehr Sicherheit (egal was im aktiven Job passiert). Ich glaube niemand bestreitet, dass es schön wäre, wenn Arbeit eine Option ist und kein Muss. Das sagt noch nichts darüber aus, ob man dann tatsächlich weniger oder vielleicht gar nicht mehr arbeitet. Doch die Option zu haben nur mehr das zu machen, was man auch wirklich gerne tut, kann reizvoll sein.

Ich glaube allerdings auch, dass unser Social Media Zeitalter eine Rolle spielt

Wir verbringen immer mehr Zeit online und viele Menschen verbringen die Zeit auf Instagram, TikTok, Youtube oder wie auch immer das neueste Social Network heißt. Hier wirst du zwangsläufig auch mit Werbung zu diversen Online-Kursen zugepflastert. Und viele davon versprechen dir mit wenig bis null Aufwand zum Traum vom passiven Einkommen zu kommen. Wenn du immer wieder hörst, dass jemand tausende oder hunderttausende Euros ohne Arbeiten verdient, dann wird mancher von uns irgendwann neugierig (oder neidisch). Doch wenn man wirklich glaubt, dass passives Einkommen ohne (vorherige) Arbeit möglich ist, dann hat dir jemand das Schlaraffenland verkauft. 

Jedes passive Einkommen startet mit aktivem Tun

Es wird dir ohne vorherige Arbeit unmöglich sein passives Einkommen zu generieren. Egal ob dies das Ersparte aus jahrelanger Arbeit ist, das du in Fonds, Immobilien & Co anlegst oder ob es der Zeitaufwand ist, der für die Ausarbeitung eines Online-Kurses oder Buchs notwendig ist. Eine Ausnahme könnte sein, dass du viel Geld erbst – dann haben die Arbeit deine Vorfahren erledigen müssen (und du hast dich zumindest etwas benehmen müssen damit du nicht enterbt wirst ;)). Da passives Einkommen ohne (Vor-)Arbeit nicht möglich ist, sollte man sich überlegen welches passive Einkommen zu einem passt bzw. sinnvoll ist. Dabei darf man nicht vergessen, dass passives Einkommen nicht risikolos ist. 

Welches passive Einkommen passt also zu dir?

Passives Einkommen kann man sehr gut mit dem Pflanzen eines Baumes vergleichen. Wenn du wirklich ganz am Anfang beginnst, dann würdest du bei der Baumpflanzung mit der Auswahl des Samenkorns beginnen. Welche Baumart wird es? Von welcher vertrauenswürdigen Quelle holst du dir das Samenkorn? Beim passiven Einkommen musst du dir auch zuerst überlegen, welche Art von passivem Einkommen passt zu dir (abhängig von Einkommen, Fähigkeiten & Co) und von wo holst du dir die entscheidenden Infos. Wenn du dir beim Insta-Influencer Tipps holst, der sein Einkommen vor allem damit verdient, dass er Kurse verkauft, die dir beibringen sollen, wie du passives Einkommen verdienst, dann solltest du vermutlich kurz mal innehalten. 

Der Baumsamen muss dann zuerst einmal keimen

Der Samen der gekeimt hat, muss dann gepflanzt werden und mit guter Erde und ordentlicher Drainage versorgt werden. Das junge Pflänzchen muss vor Extrembedingungen wie starkem Wind, Frost und Co geschützt werden bzw. wird je nach Baumart auch bereits zu Beginn die Pflege etwas anders sein. Beim passiven Einkommen muss die Idee auch erst mal etwas heranwachsen und auch deine Investments an sich benötigen Zeit, um Früchte abzuwerfen – egal, ob du Zeit oder Geld oder beides investierst.

Passives Einkommen macht dich nicht plötzlich reich

Natürlich kannst du die ersten Schritte überspringen. Wenn du ein Grundstück kaufst, auf dem bereits ein gesunder Baum steht, dann kostet dich das zwar mehr, aber deine Erfolgschancen sind natürlich auch höher, da bei der Aufzucht nichts mehr schief gehen kann. Wenn du also breit gestreut mit Fonds in Unternehmen investierst, dann ist der Weg sicher mit weniger Risiko behaftet als die Hoffnung auf die erfolgreiche Start-Up Gründung oder das dauererfolgreiche eBook. Das heißt übrigens nicht, dass das eine oder andere besser ist.

Natürlich wäre das passive Einkommen aus der eigenen Firma, die man gegründet hat und sich dann aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, nett

Doch ein Großteil der Start-Ups scheitert. Viele Bäumchen schaffen es gar nicht zu wachsen. Ein passives Einkommen aus dem selbst gegründeten Unicorn zu erzielen ist für die meisten also mehr Wunschtraum als Realität. Eine Firma aufzubauen und sich dann nach und nach aus dem aktiven Geschäft zurückzuziehen ist also nicht so einfach wie Fonds zu kaufen und daraus laufendes Einkommen zu beziehen. Das Gleiche gilt für so etwas wie ein eBook zu schreiben, das evergreen ist und nie upgedatet werden muss. Natürlich kann man viele Fähigkeiten erlernen, dies gehört aber sicher zu den schwierigeren Möglichkeiten für passives Einkommen. Fonds kann jeder kaufen, auch wenn die potenziellen Einnahmen aus dem erfolgreichen Start-Up selbstverständlich höher sind, als bei der Anlage in Fonds. 

Der gepflanzte Baum muss dann je nach Baumart mehr oder weniger überwacht und gepflegt werden

Du musst dich um Schädlinge kümmern und ab und an wirst du den Baum, wenn notwendig, auch beschneiden müssen, um gesundes Wachstum zu fördern und kranke Äste zu entfernen. Das gleiche gilt für die verschiedenen Arten des passiven Einkommens. Wie bereits eingangs erwähnt ist der laufende Aufwand bei einer Immobilie sicher höher als bei Fonds. So wie nicht jeder Baum die gleiche Pflege benötigt. 

Was passt jetzt zu dir?

Frau und Mann vor Wegweiser

Wenn dich Immobilien absolut nicht interessieren, du beim Gedanken an die Besichtigung einer Wohnung einen Anfall bekommst und du auch nicht nur eine Sekunde mit Mietern zu tun haben willst, dann ist vermutlich der Weg Wohnungen zu kaufen und zu vermieten nicht die erste Wahl (auch wenn du einiges davon an Dienstleister auslagern könntest). 

Wenn du bei Fonds bei einer kleinen oder auch größeren Kursschwankung die Nerven wegwirfst und du nicht mehr schlafen kannst, wenn dein Portfolio ein paar Prozentpunkte verliert, dann musst du entweder das zuerst überwinden oder die Finger von Fonds lassen (Anmerkung: irgendwann bleibt dann halt nicht mehr viel übrig was sinnvoll ist).

Zum Thema Immobilien sollten wir vielleicht hier auch einen Mini-Exkurs machen:

Wir haben in unseren Artikeln Immobilieninvestment – Alles was du wissen musst  und Vorsorgewohnung – Sinnvoll oder nicht?  bereits über das Thema geschrieben. Ich möchte hier aber gedanklich auf etwas eingehen, das man nicht übersehen sollte. Wenn die Zinsen hoch bzw. höher sind, dann verlieren neue Immo-Investments meist an Charme. Etwas das Immoinvestments interessant macht ist, dass du mit möglichst wenig Eigenkapital und einem günstigen Kredit eine Wohnung kaufst, die im Anschluss vermietet wird und möglichst viel von der Kreditrate durch die Miete abbezahlt wird, damit die Wohnung irgendwann einfach nur mehr Gewinn (=passives Einkommen) abwirft. 

Je höher der Zins ist, desto mehr Anfangs-Kapital ist notwendig, um die Zinszahlungen gering zu halten. Je weniger Anfangs-Kapital man bei höherem Zins verwendet, desto länger wird es dauern, bis die Immobilie wirklich einen Gewinn abwirft bzw., desto mehr wird man laufend zuzahlen müssen.

Sieht man sich dann die potenzielle Einflussnahme durch die Politik an, wie zum Beispiel Mietpreisdeckelungen und teure Erneuerungen aufgrund von verpflichtenden Heizungs-Tausch-Maßnahmen (egal ob sinnvoll oder nicht), dann sollte einem klar werden, dass das vermeintlich passive Einkommen aus Immobilien vielleicht gar nicht so passiv ist und vielleicht auch gar nicht so hoch ausfällt, wie in manchen Wunschvorstellungen.

Bitte nicht falsch verstehen: Das heißt nicht, dass Immoinvestments per se nicht zu empfehlen sind. Aber die Herangehensweise an das Thema muss durchdacht sein und nur weil etwas die letzten 10 Jahre gut funktioniert hat, ist das nicht der beste Weg für die nächsten 20 Jahre. Natürlich gilt dies für alle Investments, die man sich ansieht.

Zwei Fragen die du dir, wenn es um passives Einkommen geht, ebenfalls stellen solltest, sind:

1. Bin ich diversifiziert genug?

Mehrere Einkommensströme zu haben, hilft dir dabei dein Risiko zu minimieren. Das ist jetzt keine große Erkenntnis. Doch gerade bei den zuvor erwähnten Immobilien ist es oftmals so, dass viele Menschen fast ausschließlich oder mit einem Großteil ihres Vermögens in Immobilien investiert sind. Gerade wenn ein paar der zuvor erwähnten Negativ-Szenarien von vorhin eintreten, kann dies zu unangenehmen Situationen führen. Gerade deshalb sollte Diversifizierung von Anfang an ein Teil deines Plans sein. 

2. Wie passiv ist dein Einkommen im Vergleich zu etwas anderem und reicht dir das?

“Wie passiv ist passives Einkommen wirklich?” ist vermutlich nicht die richtige Frage. Sondern du solltest dich eben fragen, wie passiv das Einkommen im Vergleich zu etwas anderem ist. Im Vergleich zu deinem Aktiv-Einkommen ist praktisch jedes Investment bzw. jede Anlage mit weniger Aufwand verbunden. Auch hier wird sich wieder die Frage stellen: Was bevorzugst du? (unter der Berücksichtigung welche Möglichkeiten es realistisch betrachtet für dich generell gibt)

Es wird fast kein 100 % passives Einkommen geben, das für die meisten in Frage kommt (deshalb der Titel dieses Artikels: Ist passives Einkommen ein Mythos?). Wenn du dir über etwas Gedanken machen musst, dann bedeutet dies, dass es nicht mehr 100 % passiv ist. Und Gedanken musst du dir über vermutlich so ziemlich jedes Investment machen. Das ist meiner Meinung nach auch nicht schlimm, da eben die Frage sein sollte, wie passiv ein Einkommen im Vergleich zu etwas anderem ist und nicht, ob etwas zu 100 % passiv ist. Entscheidend ist, dass man sich darüber bewusst ist.

Ich habe ein paar Sätze zuvor übrigens bewusst die Worte Investment und Anlage verwendet

Im Grunde können jede Anlage und jedes Investment als Vehikel zur Generierung von passivem Einkommen dienen. Denn jedes Investment, das zum Vermögensaufbau dient, kann somit auch als passive Einkommensquelle dienen. Natürlich ist ein explizit auf hohe Dividenden ausgerichteter Fonds, der regelmäßig ausschüttet oder eine Wohnung durch die du Mieteinnahmen erzielst, einfacher als passives Einkommen vorstellbar. Aber du solltest dir überlegen, worum es dir bei deinem Investment im Kern geht:

Ist das Ziel pauschal einfach nur mehr Kapital? Oder geht es dir um relativ “sicheres” laufendes Einkommen? Ist es für dich ok, wenn dies dann insgesamt eine schlechtere Rendite abwirft als die Optimierung auf mehr Kapital? Die Welt der Investments endet nicht mit Immobilien und Fonds und ein Gesamtportfolio sollte aus mehr bestehen. 

Nichtsdestotrotz werden wir uns jetzt noch konkreten Zahlen bezüglich Fonds und Immobilien widmen:

Wie viel Investment ist für wie viel passives Einkommen notwendig?

Aktienchart und Euromünzen

Ich konzentriere mich hier bewusst auf Fonds und Immobilien, da dies für die meisten eben das ist, was sie im Kopf haben, wenn sie an passives Einkommen denken. Diese beiden Dinge lassen sich auch relativ “einfach” umsetzen und in den folgenden Absätzen hochrechnen und analysieren.

Starten wir zuerst mit einer Hochrechnung zum Thema Fonds

Nochmals: Egal ob ETFs oder aktiv gemanagte Fonds – ich inkludiere in dem Begriff Fonds beides. Hier eignet sich die 4 % Regel als Annäherung. Ich habe darüber bereits in unserem Artikel: Finanzielle Freiheit – Wie viel Geld brauchst du eigentlich, um nicht mehr arbeiten zu müssen?  geschrieben. Vorweg: Die 4 % Regel ist, um wirklich sicher zu sein, eher eine 2 % Regel (das hat sich im Laufe der Zeit verändert und wird sich auch in Zukunft verändern). Doch im Moment fragst du dich vermutlich: Was ist denn diese 4 % Regel? Also nochmals kurz zusammengefasst:

Sagen wir du brauchst/willst ein passives Einkommen von 30.000 € im Jahr. Laut Studien aus den 90er Jahren kannst du bei einer vernünftigen Veranlagung jedes Jahr 4 % entnehmen und wirst damit für immer auskommen (und viele Autoren sagen inzwischen eben, dass es eher 2 % sind). Das bedeutet für uns: Wir müssen die 30.000 € mal 25 (bei 4 %) bzw. 50 (bei 2 %) rechnen und bekommen den Betrag der notwendig ist. In dem Fall wären das 750.000 € bzw. 1.500.000 €. Bei solchen Berechnungen ist die Frage spannend: 

Wie sicher kann man sich sein, dass das Geld langfristig ausreicht?

Absolute Sicherheit gibt es nicht. Aber man kann sich historisch ansehen, welche Vermögensallokation in welchen Situationen, wie lange ausgereicht hätte D.h. man kann berechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass man mit einem bestimmen Portfolio (Höhe, Allokation, …) und geplanten Ausgaben über einen gewissen Zeitraum ausgekommen wäre. Das ist zwar immer eine Rückwärtsbetrachtung, aber es ist zumindest ein Anhaltspunkt. Wer hier einfach mal ein bisschen herumspielen will, der kann sich den Nest Egg Calculator  von Vanguard oder auch den FIRECalc Rechner  ansehen. Speziell beim FIRECalc kannst du sehr viele verschiedene Einstellungen durchführen. 

Anmerkung: Beim Vanguard Rechner wirst du tendenziell schlechtere Ergebnisse herausbekommen (d.h. die Wahrscheinlichkeit, dass dein Vermögen nicht ausreicht, ist höher). Der Vanguard Rechner (zumindest als ich diesen Artikel schrieb) verwendet nämlich zufällig geordnete Renditen und nicht die historisch tatsächliche Reihenfolge. Der FIRECalc testet die historischen Renditen so wie sie auch tatsächlich in der Reihenfolge vorgekommen sind. 

Mit diesen Rechnern kannst du ein Gefühl dafür bekommen, wie viel eigentlich notwendig ist

Vor allem wird man bei Fonds immer mit Schwankungen leben müssen und diese einzuschätzen ist ohne Simulationen und Rückrechnungen schwierig. Genau hier kommen eben die Rechner ins Spiel und ich verwende sie genau für das. Eine Anmerkung noch: Die steuerliche Situation in Österreich ist hier natürlich nicht berücksichtigt. Mit einer fondsgebundenen Lebensversicherung  kannst du in Österreich allerdings zu 100 % steuerfrei (was deine Gewinne betrifft) agieren. 

Wie sieht’s jetzt bei Immobilien aus?

Immobilien und Lupe

Hier fließen natürlich noch mehr Variablen in die Berechnung ein. Wie hoch ist die Reparaturrücklage? In welchem Ausmaß kann man die Mieten über einen Horizont von 30, 40, 50 und mehr Jahren tatsächlich immer um die Inflation anpassen? Wie viel kostet die Hausverwaltung oder macht man alles selbst? Wie hoch ist dann der eigene Stundenlohn? Wie viel Leerstand rechnet man ein? Welche Immobilienpreisentwicklung nimmt man an und ist der Verkauf der Wohnung eine Option oder will man die Immobilien sowieso einmal vererben? Wie steht der Zinssatz für den Kredit beim Kauf der Wohnung?

Ich könnte noch weitermachen, aber ich denke dir ist klar, dass man sich hier immer nur annähern kann und es sehr viele Annahmen gibt, die man treffen muss. Ich würde es für unsere Betrachtung in diesem Artikel vereinfachen. Gehen wir nach wie vor davon aus, dass wir ca. 30.000 € an Nettoeinnahmen pro Jahr erzielen möchten. Wie viel Euro Nettomiete können wir pro m² Wohnung erzielen? Das ist von Ort zu Ort und von Lage zu Lage komplett unterschiedlich. Aber nehmen wir einfach mal 10 € an. Bei 10 € würde das bedeuten, dass wir 250 m² Wohnfläche benötigen würden. Bei 50 m² Wohnungen sind das 5 Wohnungen. 

Was wir hier noch nicht beachtet haben: Wir müssen die Mieteinnahmen auch noch versteuern. Zu Beginn hast du Abschreibungen die du geltend machen kannst und es stellt sich auch die Frage in welchem Grenzsteuersatz du bist. Natürlich ist auch die Entwicklung der Besteuerung schwierig vorherzusagen. Aber nehmen wir einfach mal an, dass wir ca. 25 % Steuer abziehen müssen (auf lange Sicht, ist dies vermutlich um die Spur zu wenig). Also brauchen wir eigentlich 6-7 Wohnungen (wenn sich die Steuer irgendwo rund um die 25 % bewegt). 

Wie viel Kapital ist für diese Wohnungen jetzt notwendig?

Auch hier hängt der Kaufpreis einer Wohnung wieder stark von der Lage ab und ob es sich um einen Neu- oder Altbau handelt. Wenn wir von ca. 4.000 € auf den m² ausgehen, dann ergibt sich daraus: 1.400.000 € (bei 7 Wohnungen). Du wirst die Immobilien aber nicht ohne Kredit finanzieren. Im Moment (zumindest als dieser Artikel entstand) benötigst du in Österreich ca. 20 % Eigenmittel für die Finanzierung. D.h. für eine Wohnung die 200.000 € kostet, wirst du ca. 40.000 € benötigen (Nebenkosten habe ich hier mal unter den Tisch fallen lassen).

Eines wird hier schnell klar: Bei 160.000 € Kredit mit 4 % Zinsen kommen wir im ersten Jahr auf 6.400 € Zinskosten. Bei 10 € Miete pro m² sind deine Einnahmen 6.000 €. Rein aus Cash-Flow Sicht wirst du hier also definitiv zu Beginn Monat für Monat etwas drauflegen müssen. Bei 1 % Zins wäre die Rechnung übrigens ganz anders: Dann hätten wir “nur” Zinskosten von 1.600 €. Hier wäre die Immobilie deutlich attraktiver. Potenzielle Preisentwicklungen der Immobilie, Reparaturen und andere Kosten, habe ich hier komplett ignoriert. 

Diese Ausführungen sollen dir einfach nur ein Gefühl für die Zahlen geben

Vor allem soll dieser Artikel aber als Denkanstoß dienen rund ums Thema passives Einkommen. Ich persönlich betrachte meine Investments und mein persönliches Portfolio nicht wirklich aus dem Blickwinkel “passives Einkommen”, sondern aus dem Blickwinkel Kapitalvermehrung. D.h. ich bin auch nicht darauf fixiert, dass ein Investment immer laufendes Einkommen abwerfen muss, damit es für mich in Frage kommt.  

Ist passives Einkommen jetzt also ein Mythos oder nicht?

Jein. Wer glaubt, dass er ohne Vorarbeit, ohne Aufwand oder ohne Kapital zum passiven Einkommen und Leben ohne Arbeit kommt, der wird relativ sicher enttäuscht werden. Wer das ganze realistisch betrachtet, dem wird klar werden, dass mit den richtigen Investments das Leben dauerhaft einfacher werden kann.

So wie die Waschmaschine das Leben der Großmutter und Mama von Hans Rosling verändert hat, so kann das richtige Investment-Portfolio eben auch fast wie ein kleines Wunder erscheinen.

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Euromünze
Autor: Florian Märzendorfer

Fan von indischem Essen, Finanzplaner & Co-Founder von FiP.S.

Hasst Strandurlaube & verabscheut Beistrichregeln.

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